Interessantes und spannendes Thema.

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mojoh Avatar

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Ich bin sehr gespannt, was die Autorin daraus macht.
Wir befinden uns in der Zeit unmittelbar vor Beginn der ersten Auschwitzprozesse. Deutschland ist geprägt von einerseits den positiven Folgen des andauernden Wirtschaftswunders und der Attitude "Wir sind wieder wer" andererseits offenbar von einer Kultur des schamhaften und wissentlichen Verschweigens der unrühmlichen unmittelbaren Vergangenheit, nach dem Motto, wenn wir nicht drüber sprechen ist es auch nicht so gewesen. Anders ist nicht zu erklären, dass die Protagonistin noch niemals den Namen Auschwitz gehört hat. Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns stolpert eher durch Zufall in dieses Umfeld, der ursprüngliche Übersetzer darf nicht aus Polen ausreisen, weil er inhaftiert ist.
Der Anfang der Geschichte liest sich flüssig, wir lernen ihre Familie und ihren Verlobten aus besserem Haus kennen, die laut Klappentext nicht sonderlich begeistert von ihrem Auftrag sein werden.
Ich erwarte von diesem Buch eine Protagonistin, die sich nach und nach den Schrecken der Vergangenheit bewusst wird und ihre soziale Rolle der zukünftigen gehorsamen Ehefrau ablegt zugunsten einer kritischen und selbstwewussten jungen Frau. Die Eltern und der Verlobte werden in die Opposition gehen und teils aus Rollenbewusstsein, teils aus Scham über die eigene Vergangenheit diesen Gegenpart übernehmen.
Ich würde das Buch gerne lesen, weil ich glaube, dass das Thema Potential zu einem tollen historischen Roman hat.