Was verändert die Entdeckung einer schrecklichen Wahrheit?

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geschwaetz Avatar

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Dieser lebendig erzählte Roman beginnt mit sehr vielen ausführlichen Beschreibungen. Personen, Moral, Familie, Mobiliar, Musik, sprichwörtlich Typisches, so dass man gut im Bild der Zeit (1963) ist und sich in sie hineinversetzen kann. Das alles ist gut gemeint, aber leider zu überfrachtet. Ich wurde ungeduldig und würde lieber eher nebenbei, im Laufe des Romans, mehr über diese Dinge erfahren. Spätestens bei der genau beschriebenen Betrachtung, was eine Person sieht, die einen Raum betritt und sogar noch das, was der Blick aus dem Fenster offenbart, erwähnt wird, erinnert man sich daran, dass die Autorin Drehbücher schreibt.
In diesem Roman wird versucht zu aufzuzeigen, wie sich Wahrheit aus dem „normalen“ Volk herausschälen, oder durch Druck von außen, herauspressen lassen kann.
Krieg und Holocaust waren so unfassbar schreckliche Erlebnisse, dass die meisten Menschen sich in ihr Privatleben zurückgezogen, es sich dort gemütlich eingerichtet haben und über nichts sprachen, was diese Themen, dieses kollektive Trauma, betraf.
Daher ist die Idee der Autorin gut gewählt, diese Geschichte über die Vorbereitung des Auschwitz-Prozesses, aus der Perspektive dieser relativ jungen und naiven Frau zu erzählen, sozusagen aus dem „Deutschen Haus“, aus der Gesellschaft, heraus.
Das Cover vermittelt Seriosität. Eine Frau auf dem Weg zur Arbeit.
Die Sprache der Autorin ist schlicht und ich hatte das Gefühl, es weht mich hier und da der Mief der alten Zeit an, was zwar gut zum Inhalt passt, mich aber doch beim Lesen störte.
Dennoch kommt es hier eher auf den Inhalt des Erzählten an, der mit Sicherheit, wie Iris Berben zitiert wird, genau zur richtigen Zeit uns Lesern angeboten wird.
Ich werde dieses Buch auf jeden Fall lesen.