Spannend, feurig, typisch amerikanisch

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annago Avatar

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Ein rasanter, düsterer Thriller, der mich gut unterhalten hat – auch wenn ich nicht in allen Punkten überzeugt war. Candice Fox bleibt ihrer Linie treu: temporeich, brutal, konsequent, aber weniger in die Tiefe gehend, was die psychologische Ausarbeitung der Figuren betrifft.
Erzählt wird aus der dritten Person, im Wechsel zwischen den beiden Hauptfiguren Ben und Andy. Diese Perspektivwechsel funktionieren gut, schaffen aber auch eine gewisse Distanz – was ich persönlich nicht als Nachteil empfinde, sondern als passend zum Stil und zur Atmosphäre der Geschichte.
Ben ist Feuerwehrmann – zumindest offiziell. Tatsächlich legt er mit seinem Team gezielt Brände, um bei den Einsätzen Einbrüche zu verüben oder anderweitig Profit zu schlagen. Es ist eine Art kriminelles System, in das er verstrickt ist, gemeinsam mit seinem brutalen Vorgesetzten Matt, dem unberechenbaren Engo und dem verschuldeten Jake. Als Bens Freundin Luna und ihr kleiner Sohn Gabriel verschwinden, kippt etwas in ihm. Er verdächtigt seine eigenen Leute und geht zur Polizei – im Austausch für Antworten.
Andy, eine verdeckt ermittelnde Ex-FBI-Agentin, wird auf Ben angesetzt. Sie soll sich in sein Leben einschleusen, als Freundin und neues Teammitglied, um Beweise zu sammeln – für die Raubüberfälle, die Brände, aber auch für zwei Morde. Natürlich wird es zunehmend gefährlich für beide, je tiefer sie in das Netz aus Gewalt, Lügen und Misstrauen geraten.
Sprachlich ist der Roman sehr direkt und klar. Fox verzichtet auf Schnörkel, alles ist auf Spannung getrimmt. Die Handlung ist temporeich, teilweise filmreif inszeniert. Wer amerikanische Thriller mag, die eher in die Kategorie „Action-Kino auf Papier“ fallen, kommt hier voll auf seine Kosten.
Allerdings bleibt für mich der Preis dafür die psychologische Tiefe. Die Figuren sind größtenteils plakativ, teils sogar klischeehaft: der brutale Drahtzieher, der stille Psychopath, der junge Mann mit Schulden, die abgeklärte Ermittlerin. Ich hätte mir bei den Charakteren mehr Ambivalenz und Substanz gewünscht. Man versteht oft, was sie tun – aber seltener, warum sie es tun.
Trotzdem: Die Spannung ist hoch, das Setting originell, die Geschichte konsequent durchgezogen. Kein Thriller, der lange nachwirkt, aber definitiv einer, der einen beim Lesen nicht loslässt. Für mich war Devil’s Kitchen ein gut konstruierter, temporeicher Pageturner – wenn auch eher für den schnellen Konsum als für das literarische Langzeitgedächtnis.