Macht nachdenklich

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kathitintenkleks Avatar

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Das Cover zu Diamantnächte gefällt mir unglaublich gut. Die Farben verlaufen ineinander und sind doch klar abgetrennt. Während ein Diamant hell scheint, steht der zweite Teil des Titels "Nächte" im Kontrast dazu. Ähnlich ging es mir beim Lesen des Buches. Ich konnte schnell in die Geschichte eintauchen und hatte auf der anderen Seite das Gefühl, abgetrennt von den Begebenheiten zu sein. Das augenscheinlich fröhliche Cover birgt einen Roman über inneres zerbrochen sein, was bei genaueren Hinsehen zu den einzelnen Farbfragmenten passt.

Das Buch handelt von Agnete die als ihr Mann auf eine Geschäftsreise geht, über ihr Leben reflektiert. Ehrlich gesagt wurde für mich die Beziehung, die Agnete zu ihrem Mann hat, nicht klar. Erst dachte ich, sie möchte ihn auf Dauer verlassen, aber schlussendlich denke ich, dass diese Annahme nicht zutrifft und das Buch nicht viel über die Beziehung der beiden zueinander aussagt.

Die Kapitel haben einen flüssigen und bildhaften Schreibstil. Ich konnte die Erfahrungen, die Agnete gemacht hat, gut nachvollziehen. Allerdings bleiben viele Dinge nur angedeutet und ein Abschluss der angefangenen Episode fehlt. Beispielsweise berichtet Agnete von einer Reise in der Kindheit, bei der sie Fieber hatte, für mich bleibt allerdings komplett unklar, ob sie wirklich krank war oder sich das allein in ihrer Fantasie abgespielt hat.
Ich denke, für viele Leser*innen liegt hier der Reiz des Buches, da sehr viel Raum für eigene Fantasien gelassen wird. Mir persönlich ist es allerdings lieber, wenn Erzählstränge zu Ende geführt werden und ich sozusagen die Fakten präsentiert bekomme.
Weiterhin bleibt für mich unklar, weshalb Agnete die Haare ausfallen. Ich habe eine starke Vermutung, die sicherlich schlüssig wäre, aber ausgesprochen wird es nicht.
Und so besteht das ganze Buch aus vielen Andeutungen, die mich sehr unzufrieden zurück lassen.

Die einzelnen Kapitel springen in der Zeit, was wahrscheinlich sehr gut zu Agnetes Gemütszustand passt. Einige Handlungen ihrerseits konnte ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr nachvollziehen und lassen mich schmerzhaft berührt zurück.

Ich bin mir daher sehr unschlüssig, wie ich das Buch bewerten möchte, da mir bewusst ist, dass es diesmal eine äußerst subjektive Bewertung ist, die dem Anspruch des Buches unter Umständen nicht gerecht wird. Ich persönlich finde, dass es sich um ein anspruchsvolles Buch handelt, das vieles bewusst nicht benennt. Auf der einen Seite ist dies, wie bereits betont die Stärke des Buches, die mich allerdings auf der anderen Seite unzufrieden zurück lässt. Darüber hinaus hätte ich mir bei diesem Buch eine deutlichere Triggerwarnung gewünscht, sodass es von mir 3 von 5 Sternen gibt.