Kurzurlaub in Jinbocho

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krabbe077 Avatar

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Die Abende in der Buchhandlung Morisaki ist die Fortsetzung von Die Tage in der Buchhandlung Morisaki. Sowohl Name als auch Covergestaltung sind erstaunlich nah am Vorgänger. Betrachtet man das nichtsdestotrotz sehr gelungene Ergebnis, kann man es wohl getrost als No-Brainer bezeichnen. Es ist wieder ein ausgesprochen schönes Buch geworden!

Auch beim Inhalt bekommt man ziemlich genau das, was nach dem ersten Teil zu erwarten ist. Die Geschichte von Takako wird weitererzählt, einer jungen Frau, der im Vorgängerroman das Herz gebrochen wurde und die Trost im Antiquariat ihres Onkels findet. Mittlerweile hat sie einen festen Freund, geht nach wie vor regelmäßig bei Tante Momoko und Onkel Satoru im Antiquariat ein und aus und stößt dabei hin und wieder auf eine packende Lektüre. Die Welt erscheint perfekt in dieser Zeit, lediglich kleinere Unsicherheiten im Umgang mit ihrem Freund sowie ein Mini-Drama zwischen ihrer besten Freundin und einem Mitarbeiter von Takakos Stammcafé trüben diese unerheblich. Bis irgendwann eine schwere Erkrankung von Tante Momoko alles auf den Kopf stellt.

Wie im Vorgänger wird hier eine sehr liebevolle Geschichte über teilweise kauzige Charaktere erzählt, die einander Halt geben, sich lieben und unterstützen. Die Verweise auf japanische Schriftsteller der Frühmoderne und deren Werke, die ich im ersten Teil als sehr inspirierend empfand, sind weniger geworden, dennoch nehme ich auch hier wieder Namen mit, denen ich mich in Zukunft widmen möchte. Keine Frage, sprachlich ist das absolut leichte Kost und wenig anspruchsvoll. Der Roman lebt wieder von der wohligen Atmosphäre, dem romantischen Setting im berühmten Bücherviertel Jinbocho in Tokio und der Wärme zwischen den liebenswerten Personen. Wenn man das Bedürfnis verspürt, mal eben aus der Realität auszusteigen und sich selbst in Watte zu packen, sollte man definitiv zu dieser Reihe greifen. Ich hatte nach dem ersten Teil das Gefühl, genau zu wissen, was mich erwartet, und dennoch hat es seine Wirkung nicht im Geringsten verfehlt.