Ich bin Apollo - Lester Papadopoulos - und plötzlich Sterblich

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Seit Jahren schon erscheint in jedem Sommer ein neues Buch von Rick Riordan - dem amerikanischen Autor, der die Götter und Sagen der Griechen, Römer, Ägypter und Wikinger in seinen Romanen mit unserer modernen Welt verbindet. Es gibt nur wenig, die noch nie von Percy Jackson gehört haben - New Yorker und Sohn von Poseidon. In seiner neusten Reihe, "Die Abenteuer des Apollo" entführt er wieder einmal in die Welt der griechischen Götter - doch diesmal ist er Hauptheld selbst ein Gott.


Rick Riordans neustes Buch, "Die Abenteuer des Apollo - Das verborgene Orakel", wurde am 31. 08. 2017 beim Carlsen Verlag veröffentlicht. Das englische Original ("The trials of Apollo - The hidden oracle") erschien bereits ein Jahr zuvor auf dem Buchmarkt. Das Konzept seiner Bücher ist recht simpel: Gemeinsam mit dem Mittelpunkt der Zivilisation wandert auch der Sitz der Götter - was damals Griechenland war ist heute Nordamerika bzw. die USA. Statt über dem Olymp-Gebirge befindet sich der Hauptwohnort der griechischen Götter über dem Empire State Building und natürlich ist trotz der neuen Technik vieles wie in alten Zeiten - die Sagen wiederholen sich, Monster tauchen wieder aus dem Tartarus auf und die Götter bekommen mit Menschen Kinder, damit diese besagte Monster bekämpfen. In seinen bisherigen Büchern hat dieses Konzept große Begeisterung hervorgerufen und natürlich versucht Riordan an diesen Erfolg anzuknüpfen.


Worum geht es?


Apollo, Gott der Weissagung, Musik, der Heilkunst, der Poesie und noch vielem mehr, wird von seinem Vater Zeus auf die Erde verbannt - und das nun schon zum dritten Mal! Um ihm seine Strafe noch deutlicher zu machen wurde ihm diesmal nicht nur seine Unsterblichkeit sondern auch seine anderen göttlichen Fähigkeiten genommen. Ein echter Schock, denn fortan ist er mit den gewöhnlichsten Menschen gleichgesetzt. Doch zum Glück kann er wenigstens ahnen, was auf ihn zukommt - ein Jahr lang muss er einem Halbgott dienen und alles tun, was dieser ihm befiehlt. Nur vom Außmaß seiner kommenden Abenteuer hat er keinen blassen Schimmer.


Die Geschichte setzt ein als Apollo Richtung Erde fällt, nur um kurz darauf in einem Müllcontainer zu landen. (Genau diese Situation sieht man auch auf dem Cover.) Sein neuer Name ist Lester Papadopoulos, sein neuer Körper ist öde und sein Gesicht ist - zu seinem großen Schrecken - mit Pickeln übersäht. Äußerlich ist er also nicht von einem normalen Teenager zu unterscheiden.


Nach seiner Bruchlandung findet er sich in einer Seitengasse von Hell's Kitchen, Manhattan, wieder und wird prompt von einer zwölfjährigen Halbgöttin names Meg vor zwei Schläger gerettet - was seine Existenz aus seiner Sicht nur noch erbärmlicher macht. Gemeinsam machen sich die Beiden auf die Suche nach Percy Jackson (dem berühmtesten Halbgott in New York), damit dieser sie ins Camp Halfblood bringt - einem sicheren Ort für Halbgötter auf Long Island. Von dort aus nimmt das Abenteuer seinen Lauf: Neue Monster tauchen auf, allein die Anreise ins Camp ist eine echte Herausforderung und das ist erst der Anfang. Denn im Camp verschwinden schon seit einiger Zeit Halbgötter und keiner weiß wohin - nicht mal Apollo. Zudem funktioniert das Camp-Orakel nicht mehr, so dass die Halbgötter nicht mehr auf Missionen aufbrechen können. Und natürlich hängt all das mit Apollos ersten Aufgabe zusammen: Er muss das verborgene Orakel finden.


Graphische und rhetorische Gestaltung


Das Cover des Buches bildet einen guten Einstieg in die Geschichte, denn es stellt die allererste Szene des Romans dar. An dieser Stelle hat Helge Vogt ganze Arbeit geleistet. Auch das "Backcover" ist hochspannend, denn dort sehen wir ein uns bisher noch nicht bekanntes Monster, welches im Buch eine große Rolle spielt: Myrmekes, Riesenameisen. Im Vergleich zum Cover des Originals fehlt es dem deutschen Cover an nichts - einen Vergleich findet ihr auf meinem Instagram-Account. (https://www.instagram.com/p/BY6HDbyAYP1/?taken-by=lenacreutz)


Stilistisch ist das Buch, trotz der Tatsache, dass es vom Gott der Poesie handelt, recht simpel gehalten und in 39 Kapitel unterteilt, die jeweils mit einem Haiku beginnen. Im Anhang befindet sich außerdem ein Glossar, welches den Leser über unbekannte Wörter und Personen aufteilt, so dass jeder noch etwas dazu lernen kann.


Die Geschichte handelt hauptsächlich in der Gegenwart, auch wenn sie immer wieder zu Apollos Vergangenheit abschweift. Übersetzungstechnisch ist das Buch sehr gut gelungen - viele der Witze wurden gekonnt aus dem Englischen ins Deutsche übertragen und so stehen sich die beiden Versionen in nichts nach.


Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, Erzähler ist Apollo.


Meine Meinung


Wer bereits andere Bücher von Rick Riordan (namentlich die "Percy Jackson" und die "Helden des Olypm" Reihen) gelesen hat, ist hier klar im Vorteil, den so versteht man die verschiedenen Andeutungen, die im Buch gemacht werden, einfach besser. Handlungstechnisch befindet sich ein halbes Jahr zwischen dem letzten Buch der "Helden des Olypm" Reihe und dem ersten Band der "Abenteuer des Apollo" - es schließt also ziemlich direkt aneinander an.


Für Neueinsteiger in die Welt von Rick Riordan ist das Buch zwar ebenfalls geeignet, jedoch wäre es empfehlenswert etwas Vorwissen über die Welt der griechischen Götter mitzubringen. (Zum Beispiel ein Grundwissen über die 12 Olympier und ihre Fähigkeiten.) Meg, die zweite Hauptperson des Romans, hat ebenfalls keine Ahnung von den vorherigen Ereignissen undd eigentlich ist es für das Verständnis der Geschichte auch nicht notwendig.


Fazit


Insgesamt ist "Die Abenteuer des Apollo - Das verborgene Orakel" eine gelungene Fortsetzung von Rick Riordans bisherigen Büchern, auch wenn sich der Stoff inzwischen ein bisschen ausgelaugt anfühlt. Trotzdem beweist Riordan, dass es viele Geschichten und Monster gibt, über die er noch nicht geschrieben hat und die seine Leser kennen lernen sollten. Für Fans seiner Bücher ein absolutes Muss, für alle anderen vielleicht ganz nett, wenn man sich für die Mythologie interessiert und gewillt ist, sich ein bisschen in Riordans Universum einzulesen.