Der dritte Band steht den ersten beiden in nichts nach

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Selten kann eine Reihe oder auch eine Trilogie so fesseln und von Anfang bis Ende Neues bringen. Dem Autorenduo „Helene Sommerfeld“ ist es gelungen, „Die Ärztin“ so anzulegen, dass keine Sekunde Langeweile entsteht und man selbst dann gefesselt ist, wenn man sonst nie historische Romane liest. Die Veränderungen dieser Zeit werden so bildhaft geschildert, dass man sich fühlt, als lebe man mit Ricarda, Jette, Käthe, Siegfried, Hennie und den anderen ebenfalls im Jahre 1915. Auch die goldenen Zwanziger bekommen ihren Raum und man wird quasi hineingezogen.

Die Geschichte der Medizin, der Frauen, der Veränderungen, Liebe und Familie – all das wird hier so wunderbar erzählt, dass man gar nicht anders kann, als regelrecht süchtig zu werden. Man erlebt mit, wie die Menschen der damaligen Zeit mit den Schicksalsschlägen umgehen und für eine bessere Zukunft kämpfen. Geburten und Todesfälle gehören auch dazu und gehen beide ins Herz, denn man kommt einfach nicht umhin, mit den Figuren zu fühlen. Selbst die unsympathischen Charaktere schaffen es, den Leser zu faszinieren.

In diesem Teil gibt es wieder starke Frauen, die mit den Entbehrungen der damaligen Zeit und des Krieges klarkommen müssen. Aber es gibt auch Aufdeckungen von Geheimnissen, die das Leben so einiger Personen durcheinanderwirbeln und wieder neue Verwicklungen auslösen. Doch alles passt so perfekt ineinander, nichts wirkt zurechtgebogen.

Der Wandel der Zeit wird glaubhaft und verständlich geschildert. An Ricardas Leben kann man quasi sehen, wie sich alles verändert hat. Dennoch zeigt die Story auch, dass sich gewisse Dinge im Leben immer gerne wiederholen und auf ihre Weise schrecklich oder schön, zerstörend oder weiterführend, sinnlos oder sinnvoll sind. Und immer wieder gibt es Krieg – der niemals Sinn macht.

Großartig, wie das Autorenpaar diesen großen Bogen schlagen konnte, ohne sich zwischendurch zu verlaufen. Ich bin mehr als begeistert! Ein Kreis schließt sich auf unbeschreiblich perfekte, aber logische und in sich stimmige Art und Weise. Auch wenn ich traurig bin, dass dies wohl der letzte Teil der Reihe sein wird, denn ich könnte noch ewig weiterlauschen und möchte die Familie(n) sehr gerne noch weiter begleiten. Eine Exkursion bis ins Heute wäre meiner Meinung nach doch wunderbar!

Beate Rysopp trägt einen sehr großen Teil dazu bei, dass ich so begeistert bin. Ihre Stimme ist wie geschaffen für historische Romane und starke Frauen. Gekonnt lässt sie mit ihr die Figuren lebendig werden, vermittelt Freude und Liebe ebenso lebendig, wie Trauer und Leid, aber auch Hass und Ekel. Die ganze Bandbreite möglicher Gefühle kann man bei ihr sehr gut hören. Wunderbar und einzigartig!

Keine Frage – auch der dritte Teil ist perfekt gelungen und mir fünf Sterne wert.