Dramatisch

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Dieser dritte Teil der Trilogie über die Ärztin Ricarda Thomasius hat auf 572 Seiten alles zu bieten, was in eine dramatische Saga hineingehört. Fortschrittsdenken und der Kampf gegen bornierte Männer, die das Wissen über - in diesem Falle Medizin - gepachtet zu haben scheinen, kennzeichnet hauptsächlich Ricardas Lebensweg und Karriere als Ärztin. Unbeirrt geht sie ihren Weg, mutig und stolz, zu ihren Prinzipien stehend, auch wenn sie damit aneckt und Menschen gegen sich aufbringt. Gegenüber ihrer Familie legt sie das gleiche Verhalten an den Tag, was ihr ebenfalls nicht nur Freunde einbringt. Sie steht abseits der allmächtigen Familie Kögler - die Familie ihres ersten Mannes.
Mit drei Kindern von drei verschiedenen Männern ist sie stets darauf bedacht, Familie und ihre Beziehung zu ihren Kindern als oberstes Ziel vor Augen zu haben. Ihr Beruf als Ärztin kommt aber gleich danach, was sie aber nicht daran hindert, ihn für ihre Familie aufs Spiel zu setzen. Am Ende ist es dann die Familie, die an erster Stelle in ihrem Leben steht.
Darum herum rangt sich die weitere Handlung gespickt mit Klischees wie Ehebruch, Homosexualität, Abtreibung, Vergewaltigung, Erpressung, Scheidung, Krankheit und Tod.
Ziemlich viel für ein Leben, das durch den Willen zu helfen und Leben zu bewahren geprägt ist. Ricarda ist stets auf der Suche nach dem Guten im Menschen, sieht sich aber konfrontiert mit den Abgründen der menschlichen Gesellschaft, die auch vor ihrer Familie nicht Halt machen.
Als unglaublich starke Frau schultert sie diese Abgründe erstaunlich kräftig und bewahrt in schwierigen Situationen einen kühlen, klaren Kopf.
Dennoch bin ich der Meinung, dass oben aufgezählte Klischees nicht in der Häufung während eines Menschenlebens auf ihn einstürzen.
Mal ganz ehrlich: Schon die Auseinandersetzung mit zwei der genannten Dinge, kann ein Leben gehörig aus den Fugen bringen und es so verändern, dass kein Stein mehr auf dem anderen steht. Und alle zusammen inklusive die Überwindung einer tödlichen Krankheit lassen die Heldin am Ende entspannt im Schoß der Familie glücklich sein?
Insgesamt aber eine wundervoll ausgedachte Geschichte, voller Dramatik, lebendiger Figuren und stringenter Handlungsweisen. Der Leser kann wunderbar mit fiebern und immer wieder verwundert erfahren, wie sich doch alles zum Guten wendet und die Dinge sich fügen.
Das stimmt den Leser sicher am Ende heiter und entlockt ihm ein Gefühl der Dankbarkeit, dass derart viel Dramatik nicht sein eigenes Leben ausmacht.