Ein gelungener Abschluss einer insgesamt sehr lesenswerten Trilogie!

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Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Eine neue Generation.
Eine Welt im Umbruch
Berlin, 1915: Die Millionenstadt ist gezeichnet von den Wirren des Krieges. Während tausende Männer auf dem «Feld der Ehre» ihr Leben verlieren, behandelt die Ärztin Ricarda Thomasius an der Charité junge Arbeiterinnen, die sich unter unmenschlichen Bedingungen in den Munitionsfabriken verletzen. Gleichzeitig droht Ricardas Familienglück zu zerbrechen. Sohn Georg wird an der Front vermisst, das Verhältnis zu Tochter Henny liegt in Scherben, und Nesthäkchen Antonia testet ihre Grenzen aus. Die Ärztin will um ihre Kinder kämpfen, koste es, was es wolle. Doch es gibt Verletzungen, die selbst die Liebe nicht so einfach heilen kann. Als das Schicksal erneut zuschlägt, muss Ricarda sich ihrer Vergangenheit stellen. Dort, wo alles begann…

Autoren
Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Viele ihrer Romane und Sachbücher waren internationale Bestseller. Auch mit der Historien-Saga um die Ärztin Ricarda Thomasius feierte Helene Sommerfeld große Erfolge. Im Rowohlt Verlag erschienen bereits «Die Ärztin. Das Licht der Welt» und «Die Ärztin. Stürme des Lebens». Band 2 der im Berlin der Kaiserzeit angesiedelten Reihe stand auf Platz 1 der Bestsellerliste.

Allgemeines
Dritter Band der Trilogie um Dr. Ricarda Thomasius
Erschienen am 20. August 2019 im Rowohlt Verlag als Taschenbuch mit 575 Seiten
Gliederung: Verzeichnis der wichtigsten Romanfiguren - 17 nicht-nummerierte Kapitel mit Titeln und Zeitangaben
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsorte und -zeit: Berlin, München, Los Angeles und New York, 1914 bis 1920

Inhalt
Dr. Ricarda Thomasius arbeitet an der Berliner Charité, dort werden Frauen behandelt, die sich bei ihrer Arbeit in Munitionsfabriken so schwer verletzt haben, dass ihnen nicht selten Hände oder Arme amputiert werden müssen. Auch als Ricarda auf die Gynäkologie versetzt wird, ist sie weiterem Stress ausgesetzt, zumal sie mit einem arroganten männlichen Kollegen massive Meinungsverschiedenheiten über die Behandlung der Patientinnen hat. Das ist aber nichts gegen die Probleme, die sich in ihrer Familie auftun. Ricardas älteste Tochter Henny setzt sich, nachdem ein länger andauernder Konflikt mit ihrer Mutter eskaliert ist, nach Amerika ab, der in München lebende Sohn Georg kehrt schwer traumatisiert von der Front zurück und die jüngste Tochter Antonia macht eine Entwicklung durch, von der ihre Mutter mangels Aufmerksamkeit nichts mitbekommt, bis die Gefahr besteht, auch ihr jüngstes Kind zu verlieren.

Beurteilung
Im dritten und abschließenden Roman um Dr. Ricarda Thomasius werden die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland zur Zeit des Ersten Weltkriegs thematisiert. Das Leben der Zivilbevölkerung ist von materieller Not bestimmt, es gibt immer weniger Lebensmittel zu kaufen, viele Menschen hungern und werden 1918 leichte Beute für die Spanische Grippe. So harsch das Leben für die Menschen auch ist, so eröffnen sich den Frauen doch neue Chancen. Sie nehmen im Berufsleben die Plätze der an die Front eingerückten Männer ein und entwickeln ein neues Selbstbewusstsein. Die hierarchische Gesellschaftsordnung der Vorkriegszeit bricht ein, Frauen dürfen studieren und ab 1919 auch wählen. Nach dem Ende des Krieges macht sich bei der jungen Generation ein neues Lebensgefühl breit, die amerikanische Jazzmusik schwappt nach Europa über, es entstehen Tanzbars, in denen junge Frauen ohne Anstandsdamen mit Männern tanzen und feiern.
Die drei weiblichen Hauptfiguren Ricarda, Henny und Antonia werden gründlich und glaubwürdig – mit ihren guten Eigenschaften und auch mit Schwächen – charakterlich ausgestaltet.
Die Autoren stellen dem sich verändernden Leben im (ehemaligen) Deutschen Kaiserreich das freiere und fortschrittlichere Leben in Amerika gegenüber. Das Leben an der amerikanischen Westküste wird vom noch jungen Filmgeschäft dominiert, New York wird dagegen quasi zum Mekka des medizinischen Fortschritts, an den berühmten Kliniken werden neue technische Errungenschaften genutzt und innovative Wege der Krebstherapie beschritten. Die Handlung des Romans wird ungemein flüssig, anschaulich und fesselnd vermittelt, durch den ständigen Perspektivwechsel zwischen Ricarda, Henny und Antonia gestaltet sich die Lektüre trotz des Umfangs von beinahe 600 Seiten äußerst kurzweilig.
„Die Wege der Liebe“ ist ein überaus fesselnder Roman über die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen während des Ersten Weltkriegs und der ersten Nachkriegsjahre, als einziger kritikwürdiger Punkt bleibt festzuhalten, dass die Spanische Grippe fälschlicherweise mit „Bakterien“ in Verbindung gebracht wird – eine Influenza wird jedoch von Viren verursacht!

Fazit
Ein gelungener Abschluss einer insgesamt sehr lesenswerten Trilogie!
4,5 Sterne