Zu viel des Guten

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rebeccawinter Avatar

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Der Piper-Verlag hat einen schön gebundenen Schmöker mit Lesebändchen und einem passenden Ausschnitt aus Edward Hoppers Gemälde „Gas“ herausgebracht. Das angerissene Bild zeigt eine Tankstelle, die auch im Roman eine gewisse Rolle spielt.
Der Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ war ein Bestseller und begeisterte mich seinerzeit sehr. Daher war die angekündigte Fortsetzung ein Muss.
Wieder ein Mordfall, der vor Jahren geschah und nun elf Jahre später zur Aufklärung kommen sollte. Markus Goldman, ein Schriftsteller, und Sergeant Gahalowood ermitteln – wie bereits im Fall Harry Quebert.
Der Handlungsstrang springt zeitlich vor allem zwischen dem Jahr des Mordfalls und dem Jahr der wiederaufgenommenen Ermittlungen von 1999 und 2010. Doch dieser Handlungsfaden hat mehr Seitenarme als ein Krake. Hier wird vor allem auf den Vorgängerroman verwiesen, aber auch auf „Die Geschichte der Baltimores“, in dem eine Familientragödie der Goldmans erzählt wird. Beides braucht man nicht zu lesen, um „Die Affäre Alaska Sanders“ zu verstehen.
Die Personen des Romans sind für mich charakterlich nicht immer stimmig. Vor allem die völlig überflüssig wieder eingebrachte Figur des Harry Quebert ist meiner Meinung nach nicht realistisch, teils völlig überzogen.
Der eigentliche Mordfall packt einen dann doch, wenn auch die Drehungen und Wendungen bis zur Auflösung ebenfalls sehr konstruiert sind.
Für mich war es des Guten zu viel. Musste hier derart Werbung für die anderen Bücher gemacht werden?
Joel Dicker hatte mit „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ einen Bestseller und dies empfinde ich als einen Versuch daran anzuknüpfen, nachdem diese Verkaufszahlen mit seinen anderen Romanen nicht mehr erreicht wurden.