Adonis

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Nach „Durch Nacht und Wind“ ist nun der zweite Band von Stefan Lehnberg und seinem Ermittlerduo Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller erschienen. Und auch mit „Die Affäre Carambol“ ist dem Autor wieder so eine Art Cosy – Krimi gelungen, den man gerne liest und an dem man seine Freude haben kann.

Die beiden Dichter sind gerade bei Kaffee und Kuchen bei Goethes Mutter als sie ein Hilferuf der Frankfurter Stadträte erreicht. Ungewöhnlich viele Boten werden in Regimentsstädte verschickt und ungeahnt hohe Mehllieferungen deuten darauf hin, dass eine Verschwörung gegen Frankreich im Gange ist, Die Angst ist groß, dass Bonaparte angreift und Frankfurt sich im Nu wieder in einem Krieg befindet. Zudem wurden bereits zwei Stadträte auf unerklärliche Weise ermordet. Goethe und Schiller fällt nun die Aufgabe zu, verdeckt heraus zu finden, wer denn dahinterstecken könnte. Eine spannende Jagd durch Frankfurt und Umgebung beginnt.

Wenn man den ersten Teil dieser Reihe kennt, dann findet man schnell den klassischen Wiedererkennungswert. Wie schon im ersten Teil werden Goethe und Schiller durch einen verzweifelten Brief in die ganze Sache hineingezogen. Und obwohl sie sich zunächst wieder ein wenig sträuben, siegt dann doch die Neugier und Schritt für Schritt legen sie die Schichten des Falles frei. Dabei greifen sie bisweilen auch auf sehr fragwürdige Methoden zurück, die beim Lesen dann aber natürlich einen Heidenspaß mit sich ziehen. Zu dem Wiedererkennungswert der Reihe zählt unter anderem auch der spezielle Schreibstil. Schiller höchstselbst berichtet von den Vorgängen und Stefan Lehnberg hat ihm seinen Sprachtonus erhalten. Es ist eine „altertümliche“ Sprache, in der eine korrekte Rechtschreibung weniger eine Hauptrolle spielt. Gleichzeitig erzielt die Sprache etwas sehr Authentisches, denn Schiller war ein Dichter und er erzählt auf hohem Niveau. Einen dritten Wiedererkennungswert möchte ich auch nicht außer Acht lassen und das ist das mehr als überraschende Ende. Schon im ersten Teil endete die Handlung so ganz anders, als man es als Leser erwarten würde, auch in diesem Band ist dies dem Autor mehr als gelungen.

Trotzdem gibt es aber auch kleine Unterschiede, die „Die Affäre Carambol“ dann doch wieder zu einem ganz eigenständigen Buch werden lassen. Während es im ersten Band wirklich vorrangig um die Aufklärung mysteriöser Mordfälle geht, spielen diese in diesem Teil eine eher untergeordnete Rolle. Sie passieren zwar trotzdem, sind aber eher dazu da, dass sie diese große Verschwörung geheim halten. Das heißt, mit jedem Mord der passiert, kommen unsere zwei Helden einem perfiden Plan auf die Spur und sie müssen sehr schnell erkennen, dass die Morde „nur“ deswegen passiert sind, weil es eine Mitwisserschaft gab. Der Täter wird im Grunde bereits sehr früh in der Handlung entlarvt, allerdings kennt man seine Hintergedanken niemals, außer man liest bis zur letzten Seite. Im Vergleich zum ersten Teil jedoch, hat der Täter hier ein Schlupfloch, dass er auch zu nützen weiß. Vielleicht hat Stefan Lehnberg damit noch etwas vor – ich persönlich würde mich freuen.

Alles in Allem möchte ich für diese Reihe eine herzliche Empfehlung aussprechen, auch wenn „Die Affäre Carambol“ bedenkenlos auch als eigenständiges Buch gelesen werden kann. Die beiden liebenswerten Ermittler machen die Bücher zu richtigen Wohlfühlbüchern.