Nicht sehr überzeugend

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rebekka Avatar

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Naja. Die Idee, Goethe und Schiller als Detektive arbeiten zu lassen, ist ja ganz nett. Die Umsetzung lässt aber einiges zu wünschen übrig. Zum einen handelt es sich bei der „Affaire Carambol“ nicht um einen Kriminalroman, wie behauptet, sondern eher um ein „Mantel- und Degen“-Stück wie die „Drei Musketiere“. Offenbar versucht eine unbekannte Verschwörer-Gruppe, Napoleon zu einem Angriff auf Frankfurt zu provozieren. Wie sich herausstellt, tun sie das nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen: Die Gauner wollen sich im Kriegsfall an der Not der Menschen bereichern.
Diese Erkenntnis verdankt der Frankfurter Stadtrat, der die Dichterfürsten mit der Aufklärung des Falles beauftragt, aber mitnichten den intellektuellen Fähigkeiten der beiden „Detektive“. Statt den Verschwörern mit Deduktion und geistiger Überlegenheit auf die Spur zu kommen, stürzen sich Goethe und Schiller mit Wagemut und kopflosem Draufgängertum in die Angelegenheit – frei nach dem Motto: „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Zwei Dichter, die auf dem Kriegspfad sind!“ Den Rest erledigt der Zufall.
Auch der Schreibstil konnte mich nicht überzeugen. Seitenlange Beschreibungen mit nur wenigen Absätzen erschweren die Lektüre ungemein. Das unselige Lavieren zwischen moderner und klassischer Schriftsprache wiederum ist nicht unterhaltsam, sondern nur ärgerlich. Mit dem Cover schließlich ist das so eine Sache: Der Leineneinband, die altertümliche Schriftart des Titels und die Scherenschnitte der Dichters passen zwar gut zum Thema. Stefan Lehnberg wird aber wohl nicht im Ernst annehmen, dass sich die Liebhaber von Goethe und Schiller das schmale Bändchen zwischen ihre Klassiker-Sammlung stellen.