Vortreffliche Unterhaltung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
zebra Avatar

Von

Erst kürzlich stolperte ich über den 1. Band von Stefan Lehnbergs neuer Serie, in der er Goethe und Schiller auf Sherlock Holmes und Dr. Watsons Spuren wandeln lässt. Nun also ermitteln die beiden erneut.

Man schreibt das Jahr 1801 und Goethe und Schiller besuchen Goethes alte Heimat Franckfurth. Doch statt einfach nur ein wenig Zerstreuung zu finden, geraten die beiden in eine Verschwörung um Mehl und damit offenbar in Verbindung stehende Todesfälle. Dass diese Todesfälle zudem den gerade geschlossenen Frieden zwischen Franckfurth und Frankreich gefährden, im Franckfurther Stadtrat heller Aufruhr ob der Plünderungen durch Napoleons Truppen und einer möglichen Verschwörung im Stadtrat herrscht, ruft Gothes und Schillers kriminalistische Fähigkeiten auf den Plan: Es bedarf einer Klärung – und die führen Goethe und Schiller auch herbei, zwar mit der ein oder anderen Verstrickung und auch der einen oder anderen Gefahrensituation, doch aufs Höchste unterhaltsam dargeboten.

Wer den 1. Band nicht gelesen hat, wird dennoch seine Freude haben, für Leser des 1. Bandes ist die Fortsetzung natürlich Pflichtlektüre. Faszinierend ist, dass Lehnberg der Spagat zwischen spannender Handlung und Humor gelingt – und das ganze auch noch auf einem unfassbar hohen sprachlichen Niveau. Da geht es nicht nur um offensichtlich von heutiger Orthographie abweichende Kleinigkeiten wie „Franckfurth“ oder dergleichen. Nein, der gesamte Sprachduktus gleicht dem der Klassiker. Das ist sicher nicht jedermanns Sache (allein 10 Zeilen lange Sätze zu lesen ist für manch heutigen Leser ja schon eine Zumutung), mir als Germanisten gefällt das ausnehmend gut. Auch der Umstand, dass die Geschichte aus Schillers Perspektive erzählt wird und die kleinen Begebenheiten zwischen den beiden hätten sich in der Realität mit hoher Wahrscheinlichkeit so zugetragen. 200 Seiten beste Unterhaltung – Chapeau, Herr Lehnberg!