Spannender Thriller um einen Nachahmer des mysteriösen Serienmörders Zodiac

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blomster78 Avatar

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„Wenn der Maskenmann kommt, sterben Liebespaare. Meist nachts, meist auf abgelegenen Parkplätzen. Das Ermittlerteam um Kommissarin Eva Lendt und dem Fallanalytiker Marco Brock steht vor einem Rätsel, bis sie merken, dass die Morde den Taten eines berüchtigten Killers gleichen, der Ende der sechziger Jahre in der San Francisco Bay Area gewütet hat.“

Cover:
Leider ist das Titelbild aller vier Folgen nur mäßig ansprechend. Zwar zeigt es das Zodiac-Symbol und ist in der Farbgebung auch eher dem Genre zuzuordnen, aber es wirkt insgesamt doch sehr reduziert und schlicht.

Aufbau/Inhalt:
Nach Einführung der Hauptpersonen mit den „üblichen“ Querelen zwischen Ermittler(in) und Fallanalytiker bietet der erste Teil noch eine Anzahl weiterer Personen. Weit ausgearbeitet werden sie alle nicht, da dieser Teil nur etwa 60 Seiten umfasst und inhaltlich keine abgeschlossene Geschichte darstellt.

Folge 2 geht direkt mitten im Geschehen weiter und erhöht die Spannung. Die Personen werden etwas weiter ausgearbeitet, die Zusammenhänge bzw. ihre Wichtigkeit für den Fortgang der Geschichte sind teilweise nicht zu erkennen. Allerdings kann der Leser so seine eigenen Gedanken und Theorien zum Fortgang bzw. zur Lösung der Geschichte entwickeln. Diese Folge endet mit einem üblen Cliffhanger.

Folge 3 knüpft ebenfalls nahtlos an die Vorgängerfolge(n) an. Um die Taten des heutigen Zodiacs nachzuvollziehen und dem Täter auf die Spur zu kommen, werden in dieser Folge vor allem die damaligen Fälle beleuchtet. Das fand ich persönlich sehr interessant, zumal ich zuvor noch nie etwas vom Zodiac gehört hatte und dieser Fall ähnlich mysteriös und unaufgeklärt ist wie z.B. Jack the Ripper. Solchen wahren Begebenheiten wohnt ein ganz eigener Grusel inne.

In Folge 4 geht es dann -natürlich- um den großen Schowdown. Leider kommt dieser für mich zu kurz und zu früh daher. Es wird hier mit den üblichen Thriller-Elementen gearbeitet (Umgebung ist düster und unterirdisch,…) und schwupps, wird der Täter demaskiert. Die Erklärung warum er und wie man ihm auf die Schliche kam ist nicht ganz glaubhaft, da sie konstruiert wirkt. So viele Spuren wie im Verlaufe aller Folgen gelegt wurden, die allesamt ins Leere liefen, hätte ich mir ein paar mehr „Verwicklungen“ gewünscht – und auch einen anderen Täter ;-)
Zum Abschluss wird der Leser noch ein letztes Mal in die Vergangenheit versetzt und über den letzten Mord des originalen Zodiacs aufgeklärt. Dies ist so in die Gesamtgeschichte eingebettet, dass es sich liest, als würde es Marco Brock erzählen; leider endet die Folge und somit das Buch mit dem an dieser Stelle völlig deplatziert wirkenden Satz: „An sie soll dieses Buch erinnern“.

Es werden über alle Folgen hinweg mehrere Erzählperspektiven genutzt – Opfer, Täter, Ermittler. Ganz zu Beginn fällt es etwas schwer diesen Wechsel nachzuvollziehen, da die Übergänge nur durch Absätze getrennt sind und nicht durch z.B. unterschiedliche Schriftarten/Kursivdruck o.ä., was wünschenswert gewesen wäre.

Der Aufbau des Spannungsbogens gefällt mir gut, man wird neugierig auf den Fortgang der Geschichte und verfolgt alle Erzählstränge mit steigender Spannung. Interessant finde ich die Verknüpfung zum echten Zodiac-Killer, über den ich bisher noch nichts wusste/gehört hatte.

Die allzu plastischen Selbstgespräche des Fallanalytikers Marco Brock mit seiner verstorbenen Ehefrau hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen und auch die Person „Lars“ erhält zu viel Raum.

Das Buch ist sprachlich gut und zügig zu lesen; es finden sich ein paar Rechtschreibfehler, über die man allerdings unproblematisch hinweglesen kann. Rein formal ist die Variabilität bei der Schriftart und -größe ganz schlecht umgesetzt (epub-Version).

Der letzte Satz des Buches missfällt mir an dieser Stelle sehr, er wäre in einem Sachbuch (oder wenigstens an anderer Stelle) besser aufgehoben gewesen. Zudem hinterlässt er das Gefühl, dass die Story eigentlich noch nicht beendet ist.

Fazit:
Mir hat dieser Thriller bis aufs Ende gut gefallen. Leider ist das Ende gerade bei einem Thriller sehr wichtig und es wirkt sich in diesem Fall negativ auf den Gesamteindruck aus.
Die scheinbar willkürliche Zerteilung eines Buches in mehrere „Folgen“ ist eine in meinen Augen mehr als fragwürdige (Verlags?)Taktik, die mir aufs Äußerste missfällt.