Weit mehr als eine Familiengeschichte

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kasimir Avatar

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Die zentrale Figur dieses Buches ist Herman Henselmann, der geniale und charismatische Architekt, der das Ostberlin in den Nachkriegsjahren mit seinen Bauten prägte bis in die Gegenwart und doch viel mehr war. Auch eine widersprüchliche Figur mit Schattenseiten, die im Buch keineswegs verschwiegen werden. Henselmann, der sich erstaunlich gut durch die verschiedenen politischen Systeme lavierte, der es schaffte, seine beruflichen Ziele über alles zu stellen, wenn es sein musste auch zu Kreuze kroch, Schlachten verlor und immer weitermachte. Dabei sind es eigentlich die Frauen der Familie, denen hier ein Denkmal gesetzt wird: seine Frau Isi, seine Tochter Isa, die Mutter der Autorin, und viele andere aus der großen Familie. Was mir besonders imponiert hat, ist die Authentizität des Buches, das möglicherweise oder sehr wahrscheinlich für Leute, die in Ostberlin aufgewachsen sind, am interessantesten ist. Henselmann war abhängig von dem Wohlwollen der politischen Elite, deren Teil er selbst war, verbunden mit unwahrscheinlichen Privilegien, aber auch Repressalien, die sich auch auf seine Familie auswirkten. Gerade auch die Schilderungen der oft widersinnigen politischen Intrigen bis hin zur Zeit des sich abzeichnenden Endes der DDR und der politischen Wende nach 1989 sind auch ein Zeitdokument. Ein hochinteressantes Buch, sehr gut geschrieben, spannend, authentisch und schlüssig gegliedert, eine absolute Leseempfehlung!