Der Kern des Lebens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
r.e.r. Avatar

Von

"Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche ist auf ihre Art unglücklich." So beginnt "Anna Karenina". Es ist einer der berühmtesten Romananfänge aller Zeiten.
Um Glück und Unglück innerhalb der Familie geht es auch in Katharine Duils "Die Angehörigen": "Genes Interesse an anderen Menschen beschränkte sich vor allem auf die Frage, worin das Geheimnis ihres Glücks bestand".
Genes Frau ist überraschend gestorben. Nun steht die Gedenkfeier bevor und Gene beginnt sich zu fragen, ob sein Leben mit Maida glücklich gewesen ist. Sie haben nie darüber gesprochen: "Dann gab es noch die Fragen, die er Maida nie gestellt hatte. Zum Beispiel, ob sie der Meinung war, unter dem Strich ein glückliches Leben gehabt zu haben. Damit meinte Gene nicht die Äußerlichkeiten, sondern den Kern des Lebens. Er meinte das geheime Leben, das einem selten bewusst war. War Maidas Leben halbwegs glücklich gewesen?"
War das Leben glücklich? Was ist Glück eigentlich? Wenn am Ende eines Lebens ein Partner allein zurückbleibt, sind diese Fragen unausweichlich. Katherine Duil schafft schon auf wenigen Seiten Tiefe. Hier ist ein alter Mann, der sein Leben rückblickend betrachtet. Offen, ehrlich, altersmilde und altersweise. Es braucht viele Lebensjahre um dem "Kern des Lebens" auch nur ansatzweise nahezukommen. Der Tod des lebenslangen Partners kann dann Anlass sein, sich diesem Kern zu nähern. Zu ergründen ob die Äußerlichkeiten das Leben bestimmten, oder der Kern des glücklichen Zusammenlebens. Ich kann mir nichts besseres vorstellen, als Gene auf dieser Reise zu begleiten.