Ein berührender Roman über das Altern, Abschied und die Fähigkeit zum Glücklichsein

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Gene Ashe war stets ein kräftiger, sportlicher Kerl, doch der Tod seiner Frau lässt ihn mit 70 Jahren in alltäglichen Dingen hilflos zurück. Die befreundeten Donellys übernehmen für ihn jene Besorgungen, die bei den Ashes Maidas Aufgaben waren. Der Besuch seiner Tochter Dary scheint nun Genes Bild von Maida infrage zu stellen und er grübelt, ob seine Frau glücklich war. Glück scheint mit einem Mal etwas zu sein, das jene unglücklich macht, die nichts davon abbekommen. Um einen Nachruf über Maida schreiben zu können, nähert sich Gene seiner Frau durch Gegenstände an, die ihr wichtig waren. Gene scheint in einer völlig anderen Welt gelebt zu haben als Maida; denn er erkennt viele der Geschichten nicht wieder, die im Rückblick über seine Familie und seine Frau erzählt werden. Seine Hinfälligkeit und seine Orientierungsschwierigkeiten werfen die Frage auf, ob Gene unter einer akuten Trauerdepression leidet, geistig abbaut oder auf der Beziehungsebene schon immer ungeschickt war. Beziehungen fand Gene stets anstrengend, außer der zu Ed.

Die Geschichte der beiden befreundeten Familien reicht weit zurück, Ed Donelly war Genes Tutor am College. Schon damals unterschieden die beiden Männer sich gewaltig, obwohl beide aus einer Kleinstadt in New Hampshire stammten. Gene hatte ein festes Bild von der Welt und wie ungerecht er sich darin behandelt fühlte. So selbstsicher wie Ed damals auftrat, konnte er längst nicht so frustrierende Erfahrungen wie Gene gemacht haben, davon ließ der Jüngere sich nicht abbringen. Ed studiert Medizin und lässt sich als Allgemeinmediziner nieder, Gene eröffnet mit einem großzügigen Kredit seines Schwiegervaters ein Schuhgeschäft. Seit den 50er Jahren, als beide Männer heiraten und Kinder geboren werden, fahren die Familien gemeinsam in Urlaub.

Die unterschiedlichen Interessen der beiden Studenten geben bereits einen Hinweis darauf, wie gegensätzlich sich ihr Leben entwickeln könnte. Genes Leben wurde davon bestimmt, dass er kein Geld hatte, nichts verändern wollte und Maidas völlig gegensätzliche Ziele nicht nachvollziehen konnte. Für einen Geschäftsmann sicher eine problematische Einstellung. In der Gegenwart setzt sich Genes abwartende Art fort, ihm würde es völlig genügen, wenn Gayle ihn einfach weiter so versorgen würde wie Maida zuvor.

Katharine Dion zeichnet das Bild zweier ungleicher Paare, die das jeweils andere Paar als Bühne nutzen, um Konflikte auszutragen - oder eben nicht auszutragen. Ihr Roman wirft die Frage auf, ob wir die Fähigkeit zum Glücklichsein bereits mit auf die Welt bringen, dann wäre sie kaum veränderbar, oder ob wir trotz ungünstiger Voraussetzungen unsere Einstellung ändern können. Darüber hinaus schreibt Dion in sehr anrührender Art darüber, wie unterschiedlich Männer und Frauen die Welt wahrnehmen – und wie erinnerte Familiengeschichten uns diese Gegensätzlichkeit bewusst machen können.