Vorhersehbar, platt und blutig

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buechertraeume Avatar

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Das Cover ist wunderschön und der Klappentext klang ein bisschen nach "Die Tribute von Panem". Ich hatte mich auf eine spannende Dystopie und mysteriöse Zirkusatmosphäre gefreut, wurde allerdings komplett enttäuscht.

Als allererstes muss ich anmerken, dass ich das Buch für die Kategorie Jungendliteratur (also ab 12 oder 14) viel zu blutig finde. Einige Grausamkeiten sind einfach nur markaber und völlig unangebracht. Viele Figuren kommen im Laufe der Story zu Tode. Sie werden von Haien verspeist oder verbrennen bei lebendigem Leibe. Was von ihnen übrig ist, landet in einem Lager und wartet dort darauf, an irgendwelche Pures versteigert zu werden. Alles wird ausführlich geschildert. Die Autorin wollte offensichtlich schockieren und provozieren, ich finde es allerdins ziemlich abstoßend, das auf diese Art und Weise in einem Jugendbuch zu tun.

Wahrscheinlich wollte die Autorin so verstecken, dass ihre Welt und ihre Figuren alles andere als ausgereift oder gut durchdacht sind. Mir ist bis zum Ende des Buches schleierhaft geblieben warum es überhaupt zur Spaltung der Gesellschaft gekommen ist und wie entschieden wurde welche Menschen zu den Dregs und welche zu den Pures zählen. Dumme Entscheidungen oder seltsame Momente der Protagonisten werden schlicht mit "Ich weiß, das ist jetzt dumm, aber ..." begründet und es wird zu viel über sie erzählt, statt sie ihre Geschichte selbst erzählen zu lassen.

Dazu kommt die absolut absurde Lovestory. Ben verliebt sich Hals über Kopf in Hoshiko und ändert ohne großes Zaudern seine Einstellung, die ihm sein ganzes Leben lang eingetrichtert wurde. Statt einer schrittweisen Entwicklung ist er beinahe von einem Satz zum anderen wie ausgewechselt. Dann kennen sich die beiden etwa drei Tage, aber natürlich ist es die ganz große Liebe und sie würden jederzeit für den anderen sterben.

Aber das müssen sie ja gar nicht, denn obwohl beide eigentlich total unbedeutend sind, sind alle bereit, alles für sie zu opfern, um ihnen die Flucht aus dem Zirkus zu ermöglichen. Wahrscheinlich sollten die beiden und ihre Liebe ein Symbol sein, so wie Katniss es in den Panem-Romanen ist, aber diese Darstellung kam bei mir einfach nicht an. Für mich sind die zwei höchstens ein Symbol für eine absolut undurchdachte Story.

Ich bin enttäuscht und kann dem Buch leider nichts Gutes abgewinnen und es niemandem weiterempfehlen. Gerade für sehr junge Leser ist es meiner Meinung nach nicht geeignet, aber auch wer schon mehr aus dem Bereich Dystopie gelesen hat, wird mit diesem Buch wahrscheinlich nicht glücklich, denn es fehlt eindeutig an Tiefe, Spannung und Liebe zum Detail.