Aktuell und bewegend

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juemma Avatar

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Schon die ersten 50 Seiten von „Die Attentäter“ haben mich nachhaltig beeindruckt. Antonia Michaelis zeichnet bereits hier ein sehr genaues Bild der Protagonisten Alain, Cliff und Margarete. Sensibel dringen wir schon zu Beginn in die Gedankenwelt der drei Kinder bzw. jungen Erwachsenen ein. Der Klappentext verrät wieder mal mehr, als die Leseprobe preisgibt. Cliff konvertiert zum Islam. In der bisherigen Handlung wird allerdings sehr deutlich, dass er schlimmes erlebt haben muss und noch schlimmes bevorsteht. Ich finde die Thematik sehr aktuell, interessant und spannend. Man erhält Einblick in die Gedankenwelt eines Jungen, der wohl begründet durch mangelnde Liebe, Geborgenheit und Anerkennung im Kindesalter, sich in eine andere Welt flüchtet. Eine Welt, in der man ihn beachtet, im Anerkennung schenkt und eine Gemeinschaft für ihn da ist. Bereits auf den ersten Seiten ist der Inhalt sehr bewegend, es wechseln sich Abschnitte aus dem Kindesalter und aus der Gegenwart ab. Die geschilderten Kindheitserlebnisse hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack, vermitteln Unbehagen und Mitgefühl für die jeweils leidende Person. Sei es Cliff, der unter sehr erschwerten Bedingungen aufwachsen muss, oder sei es Alain, der aus Zuneigung zu Cliff Erniedrigung und Schmerz über sich ergehen lässt.
Bleibt eine Frage offen: Ist der Plot zu „schwer“ für ein Jugendbuch? Ja, das empfohlene Lesealter liegt bei 16 Jahren. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass im Laufe des Buches noch die ein oder andere psychologisch schwierige Situation zu meistern sein wird, es Passagen gibt, die beeindrucken und verarbeitet werden müssen, wir tief in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten schauen und kulturell und religiös motivierte Systeme und Vorgänge verstanden werden müssen. Dennoch ich bin begeistert und möchte gerne hier weiterlesen, auch wenn ich bei dem Genre „Jugendbuch“ noch skeptisch bin.