Bringt einen auf jeden Fall zum Grübeln...

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Erster Satz
Ich hätte ihn beinahe nicht erkannt.
 
Fakten
Autor: Antonia Michaelis
Verlag: Oetinger
Erscheinungsdatum: 22.08.2016
Genre: Jugendbuch
Seiten: 448
 
Inhalt
Cliff, Alain und Margarete wachsen gemeinsam im selben Haus in Berlin auf. Obwohl sie sehr unterschiedlich sind, verbindet die drei ein magisches Band. Cliff steht immer irgendwie auf der dunklen Seite, Alain im Licht und Margarete hält die beiden am Boden. Als Cliff zum Islam konvertiert und eine Zeitlang verschwindet, stellt sich die Frage: Kann Alain ihn retten oder vernichtet er sich dabei selbst?
 
Gestaltung
Von außen ist das Cover nicht besonders spektakulär. Ins Auge sticht auf jeden Fall der Flügel, der auch in der Geschichte immer wieder eine große Rolle spielt und natürlich die markanten Buchstaben des Titels. Die Farbgebung der Buchstaben lassen schon erahnen wie es darunter aussieht. Besonders gut an diesem Buch gefällt mir nämlich die Gestaltung unter dem Schutzumschlag. Während die meisten Bücher hier einfarbig sind, sieht dieses hier aus, als würde es gerade explodieren!
 
Sprache
Antonia Michaelis erschafft unglaubliche Wortbilder. Und diese Symbolik greift sie immer wieder im Laufe der Geschichte auf. Ihre Sprache ist sehr poetisch. Dann aber auch wieder sehr grausam und brutal. Mich hat dieses gewaltige Wortgebilde manchmal regelrecht umgehauen. Dafür ist für mich die Kernthematik - Radikalisierung, Terrorismus, Anschlag - ein bisschen untergegangen.
 
Charaktere
Cliff wächst in schwierigen Verhältnissen auf und ist dadurch schon in seiner Kindheit gewalttätig und sucht ständig nach Möglichkeiten Macht und Anerkennung zu erlangen. Alain nimmt Cliff ständig in Schutz und fühlt sich auch emotional zu ihm hingezogen, ja er ist regelrecht mit ihm verbunden. Das gilt auch für Cliff, doch der kann diese Gefühle nicht zu lassen. Margarete steht ständig zwischen den beiden - wichtig, aber doch nie so eng verbunden wie die beiden Jungs.
 
Fazit
Mich hat die Thematik sofort angesprungen. So ein brandaktuelles Thema - das wollte ich unbedingt lesen. Leider hat mich das Buch am Ende etwas enttäuscht. Die Thematik kam für mich viel zu kurz. Im Mittelpunkt steht doch eher die Beziehung und Vergangenheit der drei Freunde. Außerdem kam ich mit dem ganzen Künstlerdasein nicht so zurecht und die sexuellen Beziehungen zwischen den dreien fand ich auch unnötig. Das Ende war mir dann auch viel zu poetisch und "romantisch" (naja, das ist nicht so ganz der richtige Begriff, aber ich finde keinen besseren, ohne das Ende zu spoilern) Aber ohne Frage Antonia Michaelis hat einen ganz außergewöhnlichen Schreibstil und zieht einen damit komplett in ihren Bann.