enttäuschend am Thema vorbei

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mrs-lucky Avatar

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“Die Attentäter“ von Antonia Michaelis zählt leider zu den wenigen Büchern die ich nicht zu Ende gelesen habe, weil ich es irgendwann leid war, mich durch die Seiten zu quälen.
Die ersten Seiten, die ich Probe gelesen habe, sowie der Klappentext ließen eine spannende Geschichte erwarten, doch das Buch entpuppt sich für mich als Enttäuschung.
Auf den ersten Seiten klingt das Buch noch nach einer realistischen Geschichte um die Beziehung dreier grundverschiedener Jugendlicher, doch nach und nach verliert sich das Buch immer mehr in Absurditäten und Oberflächlichkeiten. Die Charaktere sind sehr klischeehaft angelegt, das beginnt schon bei den Hauptfiguren. Cliff ist nicht nur äußerlich dunkel, er besitzt auch ein düstereres und aggressionsgeladenes Naturell. Der blonde Alain ist sein heller Gegenpol, der sensiblere und „Gute“. Dazu kommt noch die bodenständige Margarete, die die beiden Jungen erdet und als eine Art Vermittlerin agiert.
Aufgrund der ständigen Sprünge in der Zeitlinie und Wechsel der Erzählperspektiven ist das Lesen des Buchs anstrengend. Cliff und Alain erzählen teilweise aus der Ich-Perspektive, dann wieder ist der Erzähler ein Beobachter von außen, Margarete kommuniziert meist im Briefstil mit Cliff oder Alain. Die Wechsel erfolgen teilweise in kurzen Abschnitten, der Leser kann nur aus dem Text erschließen, um wen es sich gerade dreht. Offenbar hat auch die Autorin ab und an den Überblick verloren und die falschen Namen eingesetzt. Das hilft nicht gerade beim Verständnis der Geschichte.
Die Sprache der Autorin ist zudem gewöhnungsbedürftig, mir war es nach einer Weile zu viel an Bildhaftigkeit, die Autorin schwelgt in wortgewaltigen Umschreibungen, ohne wirklich konkretes auszusagen. Die Charaktere sprechen stets ausweichend und in vielen Andeutungen miteinander, klare Dialoge sucht man vergeblich. Den größten Teil des Buches wirken die Personen wie unter Drogeneinfluss, nehmen die Realität kaum war und leben wie in einer Art Wolke.
Die Gefahren des IS und seinen Strukturen gehen unter in der abwesenden Art, in der Cliff diese wahr nimmt. Auch hier verliert sich das Buch in Klischees und gibt liefert keine greifbaren Erklärungen für die Faszination, der die Anhänger erliegen, sondern eher eine Verklärung der Gewaltherrschaft.
Mir fehlt letztendlich auch Erklärungen für die Motivation der Hauptpersonen, die in meinen Augen nicht in sich schlüssig wirken. Alain beispielsweise wird von Cliff immer wieder vor den Kopf gestossen sowie psychisch und physisch verletzt. Trotzdem ist er von Cliff quasi besessen und abhängig.
Ich kann die Euphorie der anderen Leser leider nicht nachvollziehen, für mich hat dieses Buch nichts zu bieten, was das Lesen interessant machen könnte, so dass ich es nach gut 2/3 dann doch entnervt beiseite gelegt habe.