Erschreckend real

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Ein Thema, das nicht aktueller sein könnte. Eine bildgewaltige Erzählweise. Ein Buch, das man nicht so schnell aus der Hand legen kann und über das man noch lange Zeit nachdenkt.

So würde ich „Die Attentäter“ von Antonia Michaelis in drei kurzen Sätzen zusammenfassen.

Ich habe schon andere Bücher der Autorin gelesen, kannte ihren bildhaften Schreibstil bereits, und war trotzdem wieder aufs Neue begeistert davon. Denn die Atmosphäre, die Michaelis durch ihre Sprache erzeugt, ist einfach einzigartig und macht die ganze Geschichte so real und greifbar.

Und real könnte sie wirklich sein in der heutigen Zeit, in der man praktisch täglich in den Nachrichten, in der Zeitung, im Radio von neuen Terroranschlägen des IS hört, in der man fast schon Angst vor großen Menschenansammlungen haben muss, weil sie sich gut als Anschlagsziel eignen. In der man Angst vor einem „Tag des Blutes“ haben muss, wie er im Buch geplant wird. Denn nichts daran wirkt abwegig oder zu weit hergeholt.

Alain, Cliff und Margarete – drei junge Menschen, die sich seit ihrer Kindheit kennen, die im gleichen Haus aufgewachsen sind. Und die unterschiedlicher nicht sein könnten. Margarete, die Besonnene, die die beiden Jungen zusammenhält und sie auf der Erde hält, ihr Anker. Alain, der Künstler aus gutem Hause, der etwas erreichen will im Leben mit seiner Kunst, der studieren will und sich dasselbe auch für Cliff wünscht. Cliff, der ebenfalls ein begnadeter Zeichner, Maler, Künstler ist, der aber nie so richtig hineingepasst hat in diese Welt. Der sich immer mehr Aufmerksamkeit gewünscht hat von seiner Mutter, die ihn und seinen Vater ihrer Karriere wegen verlassen hat; von seinem Vater, der sich dem Alkohol widmete.

Cliff, der abrutscht, erst in die rechte Szene, dann zum Islam konvertiert und schließlich ins Ausland verschwindet. Und als er zurückkehrt, wissen selbst Alain und Margarete nicht mehr, auf welcher Seite der Mensch, den sie eigentlich ihren Freund nennen möchten, nun steht. Und ob er sich endgültig der Dunkelheit hingegeben hat.

Michaelis hat mit „Die Attentäter“ einen Jugendthriller geschaffen, der mich bewegt und geängstigt hat, der zu real war, um ihn gleich wieder zu vergessen.
Die Erzählperspektive wechselt ständig und auch die Erzählzeit ändert sich andauernd, sodass ich manchmal einen Absatz noch einmal lesen musste, sodass ich nicht immer gleich wusste, wann ich mich gerade befinde. Doch das ist natürlich gewollt von der Autorin und ein schönes Mittel, um die sich überschlagenden Ereignisse darzustellen und einen atemlos zurück zu lassen.

Eine klare Leseempfehlung von mir für alle ab 16 Jahren.