Zwei kleine grüne Vögel

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juemma Avatar

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„Die Attentäter“ haben mich nachhaltig beeindruckt. Antonia Michaelis zeichnet ein sehr genaues Bild der Protagonisten Alain, Cliff und Margarete. Sensibel dringen wir schon zu Beginn in die Gedankenwelt der drei Kinder bzw. jungen Erwachsenen ein. Ich finde die Thematik sehr aktuell, interessant und spannend. Man erhält Einblick in die Gedankenwelt eines Jungen, der wohl begründet durch mangelnde Liebe, Geborgenheit und Anerkennung im Kindesalter, sich in eine andere Welt flüchtet. Eine Welt, in der man ihn beachtet, im Anerkennung schenkt und in der eine Gemeinschaft für ihn da ist. Bereits auf den ersten Seiten ist der Inhalt sehr bewegend, es wechseln sich Abschnitte aus dem Kindesalter und aus der Gegenwart ab. Die geschilderten Kindheitserlebnisse hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack, vermitteln Unbehagen und Mitgefühl für die jeweils leidende Person. Sei es Cliff, der unter sehr erschwerten Bedingungen aufwachsen muss, oder sei es Alain, der aus Zuneigung zu Cliff Erniedrigung und Schmerz über sich ergehen lässt.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, Cliffs, Margartes und Alains Sichtweise der Ereignisse wird geschildert. Die Kindheit und Jugend der drei wird bis zur jetzigen Zeit aufgerollt. Cliffs Zerrissenheit, sein Ausflug zur rechten Szene, das Konvertieren zum Islam und das Hineinschlittern in die Fänge des IS. Sein Jahr im Grenzgebiet zu Syrien wird in einigen Szenen deutlich und brutal beschrieben. Dann schließlich die Wiederkehr nach Berlin, das erneute Aufeinandertreffen der drei Protagonisten und das zu erwartende Ende.
Bleibt eine Frage offen: Ist der Plot zu „schwer“ für ein Jugendbuch? Ja, das empfohlene Lesealter liegt bei 16 Jahren. Im Laufe des Buches ist jedoch die ein und andere psychologisch schwierige Situation zu meistern, es gibt Passagen, die beeindrucken und verarbeitet werden müssen, wir tauchen tief in die Gefühls- und Gedankenwelt und Beziehung der Protagonisten ein und kulturell und religiös motivierte Systeme und Vorgänge müssen verstanden werden.