Enttäuschend

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monika85 Avatar

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Der Scherz Verlag hat "Die Auszeit", das Thriller-Debüt von Emily Rudolf, veröffentlicht. Das Buch wird als "Die aufregende deutsche Thriller-Entdeckung" beworben, der blaue Farbschnitt ist ein Eyecatcher. Der Klappentext versprach eine spannende Geschichte vor interessanter Kulisse, auf die ich mich freute - doch ich wurde enttäuscht.

Viktoria Kaplan, eine bekannte Influencerin, hat bald eine Million Follower. Auf diesen Moment fiebert sie hin und hat daher ihren Freund, ihren Bruder und drei Freunde eingeladen, mit ihr in einem einsam gelegenen Retreat in den Alpen zu feiern. Es soll ein schönes Wochenende werden, der Besitzer des luxuriösen Hotels und sein Personal werden der Gruppe alle Wünsche erfüllen. Bei Wellnessbehandlungen, gutem Essen und sehr viel Alkohol genießt die Gruppe ihre Auszeit, die selbstverständlich auf Social Media begleitet wird. Schon bald kommt es zu Spannungen, und eine Leiche wird aufgefunden ....

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt: auf der ersten begleiten wir die Gruppe ab dem Tag ihrer Reise in die Alpen, auf der zweiten Erzählebene erleben wir die Zeit nach dem Mord aus Sicht nur einer Person. Die Perspektiven wechseln mit jedem Kapitel, alle Personen fungieren als Ich-Erzähler. Wir lernen neben Viktoria ihren Freund Julian, ihren Bruder Max und dessen Freundin Josefine sowie Viktorias Freundin Karla und Sebastian, den besten Freund Julians, kennen. Nach und nach wird eine Geschichte aufgeblättert, in der es nicht nur um Liebe und Freundschaft, sondern auch um Hass und Eifersucht geht. Geheimnisse werden gelüftet, und bald ist jeder des Mordes verdächtig.

Es mangelte mir an Spannung und Raffinesse, die Handlung war durch die ausführliche Schilderung unwichtiger Details unnötig in die Länge gezogen. Schon früh hatte ich die richtige Person in Verdacht , so dass die Auflösung für mich keine Überraschung war. Die Sprache ist stellenweise recht derb und obszön. Öfter verwendet die Autorin unterschiedliche F-Wörter, die für mich nicht in ein gutes Buch gehören.

Der Sprachstil gefiel mir überhaupt nicht, Sätze wie diese:
"Die Wassertropfen bohren sich in mich hinein.
Den Schmerz, der diesmal mein Herz durchfährt, könnte keine
Schmerztablette dieser Welt lindern.
Mich im Wald zu verirren, wäre das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen
könnte.
Ich höre einen Schrei durch meinen Schädel hallen.
Ich lachte, doch es klang gezwungen.
Er strich mir die lose Strähne aus dem Gesicht, die sich schon wieder dorthin
verirrt hatte, und unsere Blicke trafen sich.
Tränen flossen aus mir heraus wie Blut aus einer Wunde."
kommen im Buch zuhauf vor und haben mir sehr schnell das Lesen verleidet. 

Die Grundidee der Handlung, die einmal mehr einen Einblick in die schillernde Scheinwelt der Influencer vermittelt, hat mir gefallen, ich hätte mir allerdings eine sprachlich schöne Umsetzung gewünscht.

Ich kann das Buch leider nicht empfehlen.