Klein, aber fein

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
schokoflocke Avatar

Von

" Im Krieg gelten keine Regel mehr.Auch dort nicht, wo nicht geschossen wird."

Kurz und bündig, aber inhaltlich vollwertg - so kann man, denke ich, am Besten diese Büchlein zusammenfassen. Auf nur 160 Seiten beschreibt die Autorin ihre Familiengeschichte, angefangen mit den Großeltern Maria und Josef. 1914 bleibt Maria mit 4 Kindern allein, da Josef in den Krieg einberufen wird. Leid und Hunger, für alle war das eine schwierige Zeit, für Maria aber ganz besonders. Ihre auffallende Schönheit und ihre Bedürftigkeit ( die Familie war schon vor dem Krieg arm ) bringen Männer auf, sagen wir mal so... dume Gedanken. Als Maria schwanger wird, fängt die Gerüchteküche zu brodeln an. Alle sind sich einig, dass da was sehr unmoralisches im Gange war, dass der Josef paar mal Heimaturlaub hatte spielte auch keine Rolle. Und so wurde aus Neid Ablehnung, dann folgte Ausgrenzung und Repressionen.
Es ist wirklich erstaunlich, wieviel Inhalt man auf nur so wenigen Seiten unterbringen kann. Die Grausamkeit des Krieges, die harten Lebensumstände, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und natürlich die Familiendynamik... und noch mehr. Die Geschichte wirkt authentisch und glaubwürdig, man kriegt ein detaliertes Einblick auf die damalige Zeit. Atmosphärisch dicht, aber im netten Pauderton geschrieben - ich fand diese Mischung sehr angenehm zum lesen. Für mich war das anspruchsvolle Unterhaltung, gleichermassen informatif und berührend, ich kann es nur weiterempfehlen.