Neid und Missgunst

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Die Geschichte beginnt im frühen September 1914 an einem Nachmittag. Es ist die Geschichte der Bagage, der Abseitigen, der Armen. Das sind Maria und Josef Moosbrugger mit ihren sieben Kindern. Maria steht im Mittelpunkt des Geschehens. Sie ist die schönste Frau weit und breit und wird von den Männern begehrt, sie aber mag nur ihren Josef. Als dieser in den Krieg muss, bittet er den Bürgermeister auf sie aufzupassen. Was dieser natürlich tut. Und wie! Der Bürgermeister, der Wohltäter, wie er sich selbst betitelt. Drei Tage Fronturlaub hat Josef und dann ist Maria gleich schwanger mit ihrem vierten Kind, der Grete - gibt es das? Auch andere Frauen von Soldaten sind das aber sie sind mehr oder weniger unscheinbare Frauen. Aber Maria ist eben das Luder, bei ihr werden andere Maßstäbe angesetzt.

Von ihrer Tante Kathe lässt sich Monika Helfer aus dem beschwerlichen Leben ihrer Vorfahren erzählen. Eine unaufgeregte, aber sehr berührende und fesselnde Erzählweise machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem, ein Buch der Sonderklasse. Es ist die Geschichte einer Familie, einer Liebe zwischen Maria und Josef, unterbrochen und vergiftet durch den Krieg, durch die verlogene Dorfgemeinschaft, der Doppelmoral der Mannsbilder. Die Vorurteile im Dorf sind ganz schnell da. Ein knapp 160 Seiten umfassendes Werk, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Autorin erzählt ihre Familiengeschichte sehr einfühlsam, ohne dabei rührselig zu werden. Sie wollte von ihrer Mutter Grete mehr wissen und begab sich auf Spurensuche innerhalb der Familie. Sie erfuhr, dass ihr Großvater Josef die Grete nie anerkannte, sie nie beachtete, kein Wort mit ihr sprach. Was Neid und Missgunst alles anrichten kann, zeigt dieser wunderbare Roman.

Wer gerne in Familiengeschichten aus einer vergangenen Zeit abtaucht ohne tränenreiche Rührseligkeiten, ist hier genau richtig. Ein absolut lesenswertes Buch, eine klare Kaufempfehlung von mir.