Sprachlich dichte, milieugerecht geschilderte Familiengeschichte aus dem Bregenzerwald

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siegfried Avatar

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Das Cover des Buches legt eine falsche Fährte und führt doch in die richtige Richtung. Auf den ersten Blick wirkt der Buchumschlag voyeuristisch und erhält zu Beginn des Romans seine Entsprechung. Der zweite Blick versucht aber vergeblich das Bild scharf zu stellen: Körperliche Details der jungen Dame bleiben verborgen. Denn obwohl die Hauptfigur eine attraktive Bäuerin und der Hingucker in einem mit Schönheiten nicht gerade gesegneten Dorf ist, folgt keine voyeuristische Schilderung, sondern die Skizze eines Dorfes im Bregenzerwald Anfang des 20. Jahrhunderts in einer aufs notwendigste reduzierten Sprache. Kein klassischer Heimatroman, sondern eher eine Bildbeschreibung, die die Enkelin jener Bäuerin anfertigt. Und das darf man wörtlich nehmen: Zweimal verweist die Enkelin auf das Bild „Kinderspiele“ von Pieter Bruegel dem Älteren, das sie im kunsthistorisches Museum in Wien entdeckt und ausführlich studiert hat. Nicht zu Unrecht erinnert sie dieses „Wimmelbild“ an die zahlreichen Facetten an Lebensformen ihrer Familie. Wie jene „Kinderspiele“ stellt sie deren Lebensentwürfe vor. Ein sehr lesenswertes Stück österreichischer Prosa!