Starke Familiengeschichte

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natascha Avatar

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Man nennt sie „Die Bagage“. Abgeschieden vom Rest der Welt leben Maria, Josef und ihre Kinder oberhalb eines Bergdorfes. Die Dorfbewohner tuscheln über sie, verachten und bewundern sie gleichzeitig, für Josefs männliche Ausstrahlung und Marias außergewöhnliche Schönheit. Als Josef in den ersten Weltkrieg gezogen wird, dauert es nicht lange, bis ein anderer Mann sich für Maria interessiert. Georg, der hochdeutsch spricht und kein Blatt vor den Mund nimmt. Der sie fasziniert und in den sie sich sehr schnell verliebt.
Monika Helfer versteht es diese Geschichte ihrer Abstammung so zu erzählen, als wäre man selbst in der kleinen Hütte, die Maria mit ihren Kindern bewohnt, als könnte man Georgs ansteckendes Lachen hören und die Wäsche im Wind wehen sehen. Man spürt beim Lesen wie sehr die Autorin selbst die Geschichte ihrer Großmutter beschäftigt und wie sehr diese Vergangenheit sie geprägt hat. Denn sie selbst ist die Tochter von Grete, dem vom Vater ungeliebten Mädchen, weil dieser glaubt, dass sie nicht sein eigenes Kind ist. Grete reagiert darauf, indem sie beinahe unsichtbar wird und der Autorin selbst wird in ihrem Leben immer wieder eingeschärft, nicht so zu werden wie die Großmutter, sich zusammenzunehmen und ihren Lebensweg nicht von der Schönheit prägen zu lassen, die sie von ihrer Großmutter geerbt hat.
Auch die anderen Kinder von Maria leben in dem Roman wieder auf. Der tierliebe Hermann, Lorenz, der so sehr nach dem Vater kommt und Katharina, die später Monikas strenge Tante Kathe wird.
Monika Helfer findet für ihre Geschichte eine offene und klare Sprache, die das Lesen leicht macht und doch von einer Tiefe ist, die einen jeden Moment miterleben lässt. Nur etwas über 150 Seiten ist ihr Roman lang, sie zieht nichts in die Länge, schmückt wenig aus und gerade dadurch erlangt ihre Erzählung eine Kraft, die einen in ihren Bann schlägt.