...und das meiste war uns nicht vergönnt

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wienerin Avatar

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Monika Helfer erinnert sich.
Erzählt die Geschichte ihrer schönen Großmutter Maria Moosbrugger. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihrem Mann Josef und drei Kindern weit ab vom Dorf im hintersten Tal in den Schatten unter dem Berg wohnt. Arm sind sie, aber immer sauber. Dann muss der Josef in den Krieg ziehen, von dem man glaubt, dass er nach zwei, drei Monaten wieder vorbei sein wird. Was für ein Irrtum. Maria bleibt mit den Kindern allein zurück.
Es kommt, wie es kommen muss. Auf einem Volksfest lernt Maria den schönen Georg kennen. Aus Hannover stammt der und er verliebt sich in die viel zu schöne Maria. Und sie sich in ihn. Natürlich hat diese Geschichte keine Zukunft und es passiert wohl auch nichts weiter. Aber es reicht, dass man im Dorf böse redet. Und dann kommt der Josef aus dem Krieg zurück. Natürlich hört er das Gerede. Das Leben geht weiter.

Auf 150 Seiten wird die Geschichte erzählt, die mich beim Lesen oft zum Nachdenken und Abschweifen brachte. Die Geschichte vom Leben in der Enge eines Dorfes in schroffer Sprachlosigkeit und erfüllt von Vorurteilen und Bösartigkeit.
Und weil die Erinnerung ein heilloses Durcheinander ist, ist es auch diese Geschichte. Man erzählt von der einen Sache und dabei fällt einem etwas anderes ein, das man auch gleich kurz erzählt. Dann wieder zurück zum eigentlichen und dann wieder kurz abschweifen. Wie in einem Gespräch. Es mag sein, dass das nicht jedem gefällt, Liebhaber einer sich chronologisch dahinwindenden Geschichte werden vielleicht nicht ganz zufrieden sein.
Und doch kennt man am Ende die ganze Geschichte, nicht nur die von Maria und Josef Moosbrugger, auch die Geschichte ihrer Kindern, eines davon die Mutter der Autorin, einen Teil der Geschichte der Autorin selbst und ihrer Tochter Paula.
150 Seiten, die ich nicht in einem Rutsch lesen konnte, eben weil mich die Geschichte so angerührt hat. 150 Seiten, die so komprimiert sind, ich hab beim Lesen manchmal gedacht, dass andere Autoren wohl zumindest doppelt so viele Seiten draus gemacht hätten.
Ein berührendes Buch, das Wurzeln in mein Herz gegraben hat und von dem ich wünsche, dass es viele Leser entdecken, damit sie von seinem Zauber erfasst werden können.