Der Lauf des Lebens ist unergründlich...

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chaosbaerchen Avatar

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...nimm es, wie es ist, und mach was draus!

 

Chris Mackenbrock ist sechzehn Jahre alt, als sich 1983 sein Lebensweg zu gabeln scheint. Die Schlüsselsituation, an der Chris fatalistisch sein ganzes Leben aufhängt, ist im Grunde ziemlich belanglos für den unbeteiligten Leser: Er bekommt im Aufenthaltsraum der Mittelstufe von seinem Klassenkameraden Mark Hillebrand sein Lateinheft wieder (von dem dieser die Hausaufgaben abgeschrieben hat) und dazu das Angebot, fortan mit ihm zur Schule zu joggen, quasi als Dankeschön - wie es scheint. Chris, der seinen Ruf als "Dicker" unter seinen Mitschülern weg hat, und es im Laufe der Zeit aus Resignation mit Humor nimmt, ist von dem Angebot überfordert und lehnt ab. Sein Leben ist seiner eigenen Einschätzung nach fortan eine Aneinanderreihung verpasster Chancen und kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag zieht er eine sehr ernüchternde Bilanz: sowohl beruflich als auch privat hat er nicht das erreicht, was ihm vorschwebte...und damit seiner Meinung nach überhaupt nichts! Hätte er damals mit sechzehn die "richtige" Entscheidung getroffen, wäre (natürlich) alles anders gelaufen und er wäre jetzt nicht nur mindestens dreißig Kilo leichter und mit seiner Traumfrau glücklich zusammen, sondern auch beruflich erfolgreich.

 

Nun aber passiert das Unglaubliche: Chris wacht morgens auf und ist wieder sechzehn Jahre alt. Die Schlüsselsituation steht unmittelbar bevor und er bekommt eine zweite Chance, seine Träume und Visionen zu verwirklichen. Diesmal entscheidet er sich für das morgendliche Joggen, aber es kommt letztlich alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Obwohl er abnimmt und seine Traumfrau am Ende sogar heiratet, steht er 2005 mit Ende dreißig nicht viel anders da als in der ersten Geschichte. Seine Traumfrau hat er verloren, seine berufliche Karriere ist auf dem Tiefpunkt und er hat wieder sein altes Gewicht. ABER: Er ist um Erfahrungen reicher und dadurch mit seinem Leben insgesamt zufriedener. Er kann die Realität nun besser akzeptieren und schaut positiver in die Zukunft, was allerdings nicht bedeutet, dass er nun weisere Entscheidungen trifft.

Was einem die Geschichte von Chris sagen will ist meines Erachtens folgendes:

 

1. Mach was aus Deinem Leben und lauf nicht ständig Träumen und Visionen hinterher, die weder realistisch noch realisierbar sind.

 

2. Sei zufrieden mit Dir und dem, was Du erreichst und orientier Dich nicht an völlig überzogenen Maßstäben.

 

3. Es ist nicht immer alles so, wie es scheint - das wäre zu einfach!

 

4. Entscheidungen trifft man mit dem (unvollständigen) Wissen, das einem vorher zur Verfügung steht. Man kann nicht alles vorhersehen, aber man kann aus eigener Kraft die Richtung bestimmen und das Beste aus der Situation machen.

 

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es zeigt, dass man eine Entscheidung immer erst hinterher beurteilt und als Fehler begreift. Nachher ist man eben schlauer, aber das bedeutet nicht, dass man mit diesem neu erlangten Wissen, hätte man es vorher schon gehabt, eine bessere Entscheidung getroffen hätte!

Darüber hinaus ist das Selbstbild ein ganz entscheidender Faktor, der oft unterschätzt wird, und hier sehr gut herausgearbeitet wurde. Was bringt es einem, wenn man aufgrund seines Äußeren die Traumfrau für sich gewinnt, jedoch nicht zu ihr passt?