Es kommt immer anders als man denkt

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bookaholica Avatar

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Dieses Sprichwort trifft nicht nur auf dieses Buch und seinen Hauptprotagonisten Chris Mackenbrock zu, sondern auch auf meine Wahrnehmung während des Lesens. Inwiefern das Buch autobiographisch ist, kann ich leider nicht beurteilen, da ich von Roger Schmelzer zuvor noch nie gehört habe. Das Buch beginnt im „ersten Leben“ von Chris, einem zu starkem Übergewicht neigendem Jungen, der ein einziges, kleines und gänzlich unüberlegtes „Nö“ für die chaotischen Zustände, die sein gesamtes späteres Leben annehmen wird verantwortlich macht.

Er bekommt nicht die Frau die er liebt, nicht den Job, der ihn interessiert, ist vorbestraft und wiegt 30 Kilo zu viel. Sowohl körperlich als auch seelisch leidet er unter dieser Situation. Sein Leben ist gekennzeichnet durch Dummheiten oder viel mehr Kurzschlusshandlungen, was ihn nach seinem 30. Geburtstag schließlich am absoluten Tiefpunkt ankommen lässt. Gerade beschließt er, das er sich gegen sein Schicksal nicht länger zur Wehr setzten will und kann, da passiert ein Wunder und Chris ist wieder 17. Jahre alt. Er durchlebt seine gesamte Jugendzeit noch einmal (für mich wäre dies ein Alptraum!!) und ist fest entschlossen mit seinem Wissen dieses Mal alles richtig zu machen und sich ein besseres Leben zu gestalten. Was Chris nicht ahnt ist, dass sein erstes Leben vielleicht doch eine Fährte des Schicksals war und ihn ferner noch vor weiteren Dilemmas bewahrt hat. Auch in seinem zweiten Leben kommt für Chris alles anders, als er gedacht hatte und bei weitem nicht immer besser als in seinem ursprünglichen Dasein.

Das Buch lässt die nötige Komik nicht vermissen und doch ist man als Leser verleitet mit Chris zu leiden und zu hoffen. Chris ist ein sehr sympathischer Charakter, zu dem man sehr schnell eine Beziehung aufbauen kann. Dies gelingt streckenweise so sehr, das man Chris einfach einmal auf die Schulter klopfen oder ihm einen Tritt in den Allerwertesten geben möchte, wenn er für den Leser nur all zu offensichtlich auf die nächste Katastrophe zusteuert. Der Autor hat sehr darauf geachtet Chris nicht wehleidig oder zu sehr in Selbstmitleid ertrinkend darzustellen, obwohl die Figur diesen Grenzen oftmals gefährlich nahe kommt. Das Einzige, was mich ein wenig gestört hat, war das der Mitteilteil etwas zu lang und ausführlich gestaltet ist. Der haargenaue Tagesablauf einer Fernsehredaktion interessiert mich nun wirklich nicht, ein Part indem der Autor wohl zu sehr auf sich selber fixiert war. Leider wirkte das Buch somit ein wenig künstlich in die Länge gezogen.

Ansonsten ein schöner Roman, der mir den Urlaub noch versüßt hat.