Ist das Leben ein einziger Pfusch?

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kleinfriedelchen Avatar

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„Mein Leben ist eine Abfolge von verpassten Chancen und grauenhaften Timingfehlern.“ Das ist das bittere Resümé von Chris  Mackenbrock zu seinem Leben. Er ist fast vierzig, dick, hat einen Beruf, der ihm keinen Spaß macht, ist mit einer Frau zusammen, die nur seine zweite Wahl war und für die er keine Leidenschaft hegt und sieht auch keinerlei Verbesserungsmöglichkeiten mehr. Zu oft hat er die Chancen vertan, die ihm sein Schicksal in den Weg geworfen hat. Hätte er doch nur zugestimmt, mit Mark zu trainieren, um seine Pfunde loszuwerden; hätte er doch nur Kathleen seine Liebe gestanden; hätte er doch nur fürs Abi gelernt und was Ordentliches studiert.

Doch zurück zum Anfang: die Geschichte beginnt sehr humorvoll. Ich lerne Chris als übergewichtigen sechzehnjährigen Schüler des Jahres 1983 kennen, der erst bemerkt, dass er in Kathleen verliebt ist, als er auf einer Klassenfahrt nackt, bekifft und betrunken unter ihrem Bett liegt. Seine zukünftigen Annäherungsversuche verlaufen eher unbeholfen und führen ihn in eine katholische Jugendgruppe, in der er in hautengen Hosen Pantomime spielen muss, oder auch in die neu gegründete Partei der Grünen, wo er wegen radikaler Aktionen verhaftet wird. Doch trotz allem klappt es einfach nicht mit Kathleen und der großen Liebesgeschichte.

Je älter Chris wird, desto mehr büßt die Geschichte an Humor ein. Es wird ernst, deprimierend, traurig. Das passt aber gut zu Chris Leben, schließlich geht es mit ihm und seiner Lebenseinstellung ja auch immer weiter bergab, bis zum Tiefpunkt, an dem er über sein Leben nur noch sagen kann „Guter Versuch, mein Junge – aber das war wohl nichts.“
Doch dann, auf unerklärliche Weise, wacht er eines Morgens in seinem alten Kinderzimmer auf. Und nicht nur das, er ist wieder jung. Das Schicksal gewährt ihm einen zweiten Versuch auf dem Karussell des Lebens. Wenn er diesmal alles richtig macht, kann dem Leben mit seiner Traumfrau doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen…

Mit dem Zeitsprung in die Vergangenheit entsteige auch ich als Leser schlagartig wieder dem Stimmungstief, in das ich nach etwa 2/3 des Buches gefallen war. Chris kämpft erneut mit den alltäglichen, banal wirkenden Problemen eines Schülers. Und muss erkennen, dass man nicht alles genau planen kann, auch wenn man die Zukunft kennt.

Wer bei diesem Buch eine Komödie mit einem Feuerwerk an Witzen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Das Buch hat zwar seine lustigen Momente, ist aber auch genauso oft ernst und traurig. Wer aber ohne diese Erwartung an das Buch herangeht, dürfte von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte überrascht werden.