Kann eine Entscheidung das ganze Leben beeinflussen?

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Chris Mackenbrock steht wirklich nicht auf der Sonnenseite seines Teenagerlebens. Als Jugendlicher hat man es mit den alltäglichen Verpflichtungen sowieso schon schwer. Man muss darauf achten, dass man cool erscheint, die richtigen Klamotten trägt, die angesagten Leute um sich schart und trotzdem den Überblick behalten. Das alles potenziert sich, wenn das Aussehen nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Chris kann davon ein Lied singen. Doch eines Tages wechselt Kathleen auf seine Schule und wird fortan der Inbegriff seiner Traumfrau. Leider ist Chris nicht Kathleens Traummann. Hätte das anders sein können, wenn Chris nicht das Angebot zum Trainieren abgelehnt hätte?

 

Zwanzig Jahre später macht Chris genau diese Sekunden für seinen eintönigen Alltag verantwortlich. Alles scheint nur die zweite Wahl zu sein. Je mehr er darüber nachdenkt, desto deutlicher erscheint ihn seine Fehlentscheidung. Plötzlich wacht er im Jahr 1983 auf und bekommt die Chance, die Weichen für sein Leben neu zu stellen. Mit dem Wissen aus 2005 will er nun natürlich alle Fehler vermeiden und hofft auf ein erfülltes, glückliches Leben. Schnell muss er feststellen, dass der verklärte Blick einige Schattenseiten verdeckt hat.

 

Das Debüt von Roger Schmelzer hat durchaus Tiefgang. Obwohl es sich anfangs eher wie die Erinnerungen eines Vierzigjährigen an seine Jugend liest und den Leser mit Werten der 80-er Jahre über Atomkraft und die Parolen der Grünen konfrontiert. Unweigerlich denkt der Leser auch darüber nach, ob seine eigenen unerfüllten Wünsche umsetzbar wären. Die fast schon philosophisch anmutenden Gedankengänge von Chris greifen ein bekanntes und schon mehrmals in Romanen verarbeitetes Thema auf. Der lockere Schreibstil lässt die Geschichte wie eine Plauderei unter Freunden erscheinen. Die tragische Gestalt Chris mit seinen zahlreichen traumatischen Erlebnissen lässt den Leser einerseits laut auflachen, andererseits bemitleidet man ihn. Der Leser wird mit einer schönen Darstellung entlassen, das das Leben nicht nur Rosinen bietet, die man durch ein oder zwei andere Korrekturen alle einsammeln könnte. Steht man auf der Sonnenseite, fällt auch immer Schatten auf andere Teile des Lebens.