Kunst über alles

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Camille Claudel versteht es wie nur wenige anderen Frauen - besonders Zeitgenossinnen - die Härten des Lebens mit hoch erhobenem Kopf zu überstehen und unbeirrt ihr Ziel weiterzuverfolgen.
Dieser biografische Roman über die bedeutende Bildhauerin Camille Claudel und ihre Beziehung zu Auguste Rodin - dem Bildhauer schlechthin Ende des 19. Jahrhunderts - ist von Höhen und Tiefen geprägt, aber auch von Abhängigkeiten, Lieblosigkeit, Eigensinn, Egoismus und Liebe in all ihren Facetten. Gleichzeitig ist er ein wundervolles Sittengemälde und entwirft ein anschauliches Alltagsleben unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Hier steht immer die Liebe zu Bildhauerei im Vordergrund, der Drang künstlerisch tätig zu sein, Grenzen auszuloten und sich weiterzuentwickeln. Für Camille insbesondere der Wettstreit mit Auguste Rodin um den treffenden künstlerischen Ausdruck von Körperhaltungen, Gesichtsausdrücken und Atmosphäre einer Skulptur. Nur Camille ist in der Lage, das aus einer von Rodins Skulpturen herauszulesen und in Worte zu fassen, was er zum Ausdruck bringen möchte.
Rodin wird ihr Geliebter, Mentor und Unterstützer in einer Zeit, in der die Bildhauerei eine reine Männerdomäne war und Frauen bestenfalls lobend erwähnt wurden. Wenn überhaupt, denn das klassische Rollenbild der Frau war zu der Zeit noch stark ausgeprägt.

Wer einen Roman über eine starke Frau lesen möchte, die ihr Ziel so fest vor Augen hat, dass sie sich nicht unterkriegen lässt, weder von ihrer lieblosen Mutter noch von ihrem alles erdrückenden Liebhaber, der ist mit dem Roman über Camille Claudel gut beraten.
Auf jeden Fall empfehlenswert, denn auch die Sprache des Romans ist wunderbar flüssig lesbar und lässt den Leser förmlich über die Zeilen fliegen.