Sehr weiblich, sehr künstlerisch

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loralai Avatar

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Meiner Meinung nach wurde es mal langsam Zeit, dass die weiblichen Künstler mehr Bekanntheit bekommen. Ich bin persönlich im Kunstbereich nicht sonderlich bewandert, aber die großen Namen, die man so kennt, sind alle Männer. Sehr erfrischend über eine junge Bildhauerin zu lesen, die sich gegen die gesellschaftlichen Schranken ihrer Zeit auflehnt und ihrem Traum folgt. Ich habe mich direkt daran gemacht, im Internet nach Camille Claudel zu suchen.

Der Schreibstil von Pia Rosenberg ist angenehm und flüssig und man taucht innerhalb der ersten paar Seiten in die Geschichte ein. Ihre Familie sind eher Nebencharaktere, welche dennoch sehr gut beschrieben werden und ihre Rolle in Camilles Leben wird definitiv deutlich. An manchen Stellen konnte ich Camilles Entscheidungen nicht nachvollziehen, aber ich lebe auch nicht im Jahr 1884. Camille wird als ausdrucksstarke, leidenschaftliche und temperamentvolle Persönlichkeit dargestellt, welche sehr wohl weiß, dass sie Talent hat. Mir gefällt, dass sie sich nicht in falsche Bescheidenheit hüllt oder tatsächlich denkt, sie sei nicht gut, weil sie eine Frau ist. Von Anfang an steht sie für ihren großen Traum ein.

Das Buch endet mitten in ihrer Beziehung mit Rodin, sodass ich erst das Gefühl hatte, dass Ende sei ein wenig abrupt oder alles irgendwie unvollständig. Gleichzeitig hatte es aber mit dafür gesorgt, dass ich mich über Camille Claudel schlau mache und habe erfahren, wie ihr Leben weitergeht sowie wann und wie es endete. Mit dem Wissen muss ich sagen, dass Pia Rosenberger einen guten Punkt gewählt hat, um das Buch zu beenden. Schließlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist.