Ein Bauwerk im Mittelpunkt vieler Schicksale

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lisaliestviel Avatar

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„Die Brücke der Ewigkeit“ von Wolf Hector ist ein historischer Roman, welcher die Leser:innen ins mittelalterliche Prag entführt. Gerade zu Beginn bin ich nicht ganz so leicht in die Handlung reingekommen. Dies lag vor allem daran, dass die Geschichte aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Am Anfang haben all diese Personen nichts miteinander zu tun und so fiel mir die Unterscheidung der einzelnen Protagonist:innen nicht leicht. Nachdem sich die Erzählstränge mehr und mehr miteinander vermischten wurde dies dann aber besser. Eine große Besonderheit des Romans ist der wirklich langen Zeitraum auf welchen die Geschichte angelegt ist.Länger als ein Jahrzehnt begleitet man hier die Charaktere. Im Mittelpunkt der Handlung steht tatsächlich immer wieder die steinerne Brücke welche über die Moldau gebaut wird. Äußerst detailreich wird über damalige Baumethoden, Materialien und sonstige Besonderheiten berichtet. Vieles davon war interessant zu lesen, einiges interessierte mich weniger.

Durch die lang angelegte Erzählung spielen Einzelschicksale hingegen weniger eine Rolle als ich zunächst dachte. Ein Spannungsbogen kommt so leider nur schwer zustande und im Verlauf der Handlung, hatte ich mit einigen Längen zu kämpfen. Der Schreibstil passte sich mit seiner Wortwohl dem damaligen Zeitalter an, was für mich stimmig war. Ausführlich, unaufgeregt und eher nüchtern liest er sich dennoch angenehm. Gut gefiel mir der ungeschönte und realistische Einblick in Geschichtliches. Denn neben fiktiven Charakteren kommen zahlreiche historische Persönlichkeiten vor. So lernt man ganz Nebenbei auch noch etwas dazu. Auch die damalige Lebensrealität wird in meinen Augen überaus realistisch dargestellt. Durch den Roman hatte ich das Gefühl, richtigen Einblick in eine mir fremde Welt zu erhalten. Wer also keine atemberaubende Geschichte erwartet und mit einem gemächlichen Erzähltempo zurecht kommt, darf sich auf eine interessante und authentische Handlung freuen. Trotz manchem Kritikpunkt wiegt dies für mich Vieles auf, weswegen ich am Ende gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung vergebe!