Ein ewiges Bauwerk

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Die Brücke der Ewigkeit, Historischer Roman von Wolf Hector, 608 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Die Prager Karlsbrücke über die Moldau, im 14. Jahrhundert erbaut, verbindet die Prager Altstadt mit der Kleinseite. Sie ist ein Wahrzeichen der Stadt und gehört zu den nationalen Kulturdenkmälern.
Prag 1342. Der halbwüchsige Otlin macht in einer katastrophalen Situation einen Schwur, er verspricht Gott, für die Errettung seiner Mutter eine Brücke über die Moldau zu bauen, eine Brücke für die Ewigkeit. Wie durch ein Wunder werden er und seine Mutter aus den aufgewühlten Fluten der Moldau errettet und Jahre später kommt er als Baumeister nach Prag zurück um sein Versprechen einzulösen, doch viele Probleme beim Bau und etliche Feinde erschweren das Vorhaben. Die Brücke jedoch steht bis heute.
Das Werk besteht aus 4 Büchern die in überschaubare Kapitel gegliedert sind. Jedes Kapitel ist mit dem Ort und einer Jahreszahl gekennzeichnet und trägt einen zusammenfassenden Titel. Eine vorne abgedruckte Karte die Prag im 14. Jahrhundert darstellt, hat mir die Wege der agierenden Personen in der Stadt bildhaft vermittelt, sehr hilfreich waren auch das Personenverzeichnis und die Zeittafel auf den Anfangsseiten, die ich immer wieder zum besseren Verständnis aufgeschlagen habe. Historische Personen sind mit einem * markiert. Besondere Ausdrücke und Wörter sind im Glossar im Anhang zum besseren Verständnis, erklärt. Geschrieben im auktorialen Stil, wodurch die Geschehnisse von allen Seiten betrachtet werden können. Die bildhafte und flüssige Erzählweise haben die Seiten nur so dahinfließen lassen. Spannung wurde schon zu Beginn durch die Flutkatastrophe aufgebaut und zieht sich durch das gesamte Buch. Der Spannungsbogen war sehr hoch und wurde, durch zum Teil fast gruselige Szenen, immer noch gesteigert. Das verblüffende Ende konnte ich nicht vorhersehen und hat mich sehr überrascht. Was im Roman Fiktion oder wahres Geschehen ist, ist schwer zu beurteilen, es könnte aber auf alle Fälle so passiert sein. Ich kann dem Autor nur eine hervorragende Recherchearbeit bestätigen, er hat seinen Roman bestens in die belegten historischen Tatsachen eingepasst.
Alle Personen sind charaktertief gezeichnet, glaubhaft und authentisch, jedoch nicht immer sympathisch. Besonders die Bösewichte wie Marian von Zittau oder Rudolph von Straßburg haben mich begeistert, mysteriös und aufregend, natürlich die Sternendeuterin Ricarda Scorpio, eine sehr gut angelegte Figur. Mit seinen Sympathieträgern Jan Otlin, Rübelrap und auch Maria Magdalena geht der Autor nicht gerade schonend um. Die grausamen und harten Lebensumstände im Mittelalter, besonders für Frauen, sind in diesem Roman hervorragend dargestellt. Ich habe die Lektüre genossen, ein Buch das man nicht aus der Hand legt, bevor die letzte Seite gelesen ist. Die Handlung wird nicht mit Nebensächlichkeiten aufgebläht. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen die Rückblicke sind so gut platziert, dass man nicht aus dem Lesefluss gerissen wird. Kein Wort zu viel, keine unnötigen Ausführungen die vom überaus spannenden Plot ablenken.
Von mir eine unbedingte Leseempfehlung, für Leser die historische Romane mit wahrem Hintergrund schätzen, die Lektüre hat mich zu weiterführenden Recherchen zum Bau der Prager Karlsbrücke veranlasst, 5 Sterne, volle Punktzahl.