Gelungener Schmöker mit Längen

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rinoa Avatar

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Prag im 14. Jahrhundert: Der Baumeister Jan Otlin wird von Kaiser Karl beauftragt, die neue, steinerne Moldau-Brücke zu bauen. Otlin verbindet eine besondere Geschichte mit der Brücke, hätte sie doch einst bei ihrem Einsturz fast seiner Mutter das Leben gekostet. So gab er Gott das Versprechen, eine neue Brücke zu bauen, die bis in alle Ewigkeit stehen soll. Doch bald wird Otlin Teil einer Intrige, die nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner geliebten Frau bedroht…

Jeder größere Abschnitt des Buchs beginnt erst einmal mit einem Kapitel aus der Gegenwart, im weiteren Verlauf wird dann aber aus der Vergangenheit erzählt. So weiß der Leser bereits von einigen Entwicklungen, die dann aber erst nach und nach ausführlicher beschrieben werden. Obwohl ich solche Zeitsprünge eigentlich nicht schlecht finde, haben sie hier für mich einen großen Teil der Spannung weggenommen. Das fand ich schade und hat vielleicht auch dazu geführt, dass mich die Geschichte lange nicht richtig fesseln konnte. Erst auf den letzten 100 Seiten nahm sie dann an Fahrt und auch deutlich an Spannung auf.

Stattdessen fand ich die vielen Wiederholungen und die ausführlichen Beschreibungen teilweise zu langatmig und ich habe für meine Verhältnisse wirklich lange gebraucht, das Buch zu Ende zu lesen, obwohl ich die Thematik und auch die historischen Hintergründe sehr interessant fand. Der Autor hat es auf jeden Fall geschafft, Prag, den Brückenbau und auch die sonstigen Begebenheiten lebendig zu machen, richtig berühren konnte er mich aber nicht. Denn insbesondere Jan Otlin, der ja so etwas wie die Hauptfigur ist, blieb für mich etwas blass, obwohl er mir im Laufe der Lektüre schon auch ein wenig ans Herz gewachsen ist (wie auch die anderen Charaktere).

Das Ende wurde für meinen Geschmack dann wirklich sehr schnell abgehandelt, was in großem Kontrast zur Ausführlichkeit zuvor stand. Hier hätte mir eine ausgewogenere Mischung besser gefallen.

Ich tue mich ein bisschen schwer, den Roman allzu schlecht zu bewerten, denn alles in allem ist „Die Brücke der Ewigkeit“ ein wirklich gelungener historischer Roman und ich möchte dem Autor Anerkennung zollen für seine Recherche und das Einbinden von wahren Begebenheiten und Personen in eine fiktive Geschichte. Das gelingt nicht vielen in dieser Qualität. Bei mir ist allerdings der Funke einfach nicht ganz übergesprungen.