historischer Roman mit ein paar Längen

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cynthiam Avatar

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Die Karlsbrücke in Prag ist eines der Bauwerke des Mittelalters, die sicher jeder kennt. Und eines, dass täglich von Millionen Menschen genutzt wird, was seine Bedeutung und seine Stabilität noch beeindruckender macht, vor allem wenn man bedenkt mit welchen Mitteln zu der damaligen Zeit gebaut wurde. Daher fand ich echt super spannend, dass die Karlsbrücke im Zentrum der Handlung dieses Buches stehen sollte.

Zum Inhalt: Jan Otlin ist Baumeister in Avignon, doch als seine Mutter im Sterben liegt beschließt er, sofort nach Prag aufzubrechen um sie ein letztes Mal zu sehen. Dort angekommen erinnert er sich an einen Schwur den er als Kind geleistet hat, als in einer stürmischen Nacht die Brücke brach und seine Mutter in den Fluten zu ertrinken drohte. Und so kommt es, dass Jan einen Entwurf einreicht, als der Kaiser einen Brückenbauer sucht und er begibt sich damit in die Welt der Ränkespiele um Macht und Einfluss in Prag.

Die Geschichte ist rückblickend durch Jan Otlin erzählt, der mit seinem Schwiegervater versucht seine Frau Maria-Magdalena aus dem Kerker zu befreien. Auf dem Weg dorthin erzählt er die Geschichte ihrer Bekanntschaft. Dabei fällt der Erzähler etwas aus der Rolle und wird zwischendurch von einem allwissenden Erzähler abgelöst. Das funktioniert allerdings sehr gut und der Leser bekommt so einen umfassenden Einblick in die Umstände der Handlung.

Zuallererst muss sich erwähnen, wie gut mir das Cover gefällt, was auf jeden Fall dazu beigetragen hat, dass ich dieses Buch lesen wollte. Lobend muss außerdem erwähnt werden, dass es zu Anfang nicht nur eine Karte und ein Personenregister gibt, sondern auch den Hinweis auf ein Glossar im Anhang des Buches. Dadurch ist mir das Lesen gleich viel leichter gefallen.

Das Buch heißt zwar „Brücke der Ewigkeit“ aber im Zentrum der Geschichte steht eigentlich nicht der Brückenbau, der als Nebenthema über Jahre hinweg vor sich hin plätschert und nur ab und zu mal durch Hochwasser oder Unwetter torpediert wird, sondern das Ränkespiel in Prag, in das vor allem Otlins Widersacher Rudolph von Straßburg verwickelt ist. Die Ironie der Geschichte ist, dass weder Otlin noch Rudolphs anderer Widersacher Parler Kenntnis von dieser Nemesis haben. Sowohl Otlin als auch seine Frau Maria-Magdalena rutschen da mehr so zufällig rein.

Tatsächlich war der Handlungsstrang um Maria-Magdalena für mich der spannendste im Buch. Ein kleines Mädchen, während der Pest von seiner Familie getrennt, wächst in einem Hurenhaus bei einem sanften Hühnen auf, das von einer Sterndeuterin und „Hexe“ geführt wird. Dieser Handlungsstrang dominiert in meinen Augen auch das gut. Was gut ist, weil ich sonst vielleicht nicht bis zu Ende gelesen hätte.
Generell hat in der ganzen Geschichte ein bisschen der übergeordnete Spannungsbogen gefehlt, der die Einzelstränge der Handlung zusammenführt. Erst ganz zum Schluss treffen die Protagonisten wirklich aufeinander und dann geht alles schnell und das Buch ist beendet.
Hier hätte ich mir gewünscht, dass der dramaturgische Schwerpunkt schon etwas früher gelegen hätte.

Fazit: ganz solider historischer Roman mit ein paar Längen und etwas unfokussierter Dramatik.