Jans Schwur

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matheelfe Avatar

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„...Wenn du uns errettest, Allmächtiger, dann baue ich dir eine neue Brücke, das schwöre ich dir! Das schwöre ich dir bei meinem Leben und beim Leben meiner Mutter“...“

Diese Worte schreit der 12jährige Jan, als er im Jahre 1342 beim Hochwasser der Moldau an der alten Brücke hängt und um sein Leben und das der Mutter bangt. Beide werden gerettet.
Währenddessen sind etliche Jahre vergangen. Jan ist zu einem gefragten Baumeister geworden. Mit 24 Jahren hat man ihm die bischöfliche Bauhütte in Avignon anvertraut.
Jetzt, drei Jahre später, erfährt Jan, dass seine Mutter im Sterben liegt. Er kehrt zurück nach Prag.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte verwebt gekonnt Realität und Fiktion und enthält gleichzeitig eine Prise Mystik.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Hinzu kommt der schnelle Wechsel zwischen den Handlungsorten und den agierenden Protagonisten.
In Prag wurde Peter Parler zum Baumeister von Kaiser Karl berufen. Da er genug zu tun hat, sucht der Kaiser einen andern Baumeister für die geplante neue steinerne Brücke. Der Tag der Grundsteinlegung steht schon fest.

„...Wir haben beschlossen, ihn am neunten Juli des nächsten Jahres zu legen, und zwar noch vor Ende der sechsten Stunde nach Mitternacht...“

Klasse fand ich die mathematischen Zahlenspielereien, die hinter diesem Termin stecken. Die Forderungen des Kaisers lesen sich so:

„...“Noch in tausend Jahren sollen über diese Brücke wandeln, die nach uns kommen“, fuhr der Kaiser fort. „Noch am Tag, wenn unser Herr und Heiland Jesus Christus wiederkehrt, um Gericht zu halten, soll meine Brücke die Moldau überspannen…“

Drei Männer bewerben sich mit ihren Entwürfen um das Amt des Brückenbauers. Jan will den Schwur seine Kindheit erfüllen, Richard will endlich aus dem Schatten von Peter Parler treten, der ihn zwar mit nach Prag genommen hat, aber das genügt ihm nicht. Er träumt von größeren Aufgaben. Der dritte Bewerber spielt im Laufe des Handlung keine Rolle mehr.
Jan bekommt den Zuschlag, weil er in seine Entwurf mögliche Folgen eines Hochwassers mit eingearbeitet hat. Damit aber beginnen die Probleme erst.
Neid und Missgunst treiben die Handlung voran. Während Jan seinen Weg geht, versucht ihm sein Widersacher Steine auf den Weg zu legen. Keine noch so makabre Möglichkeit schließt Rudolph aus, um endlich das Ziel seines Lebens zu erreichen.
Gekonnt hat der Autor die Personen angelegt. Manche von ihnen sind nur schwer zu durchschauen. Erst im Laufe der Handlung zeigen sie ihr wahres Wesen. Vorher können sie es geschickt verschleiern und sich als Wohltäter geben. Dabei spielt ein eiskaltes Kalkül mit, wie man Menschen benutzen und manipulieren kann.
Das gesamte Geschehen ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, die zwischendurch immer wieder aufgegriffen wird. Im Prinzip erzählt Jan die Geschichte im Rückblick. Das erhöht die Spannung weiter.
Auf zwei der Protagonisten möchte ich noch kurz eingehen. Die eine ist Rübelrap, dessen Vergangenheit nur an wenigen Stellen angedeutet wird., die andere der Priester Militsch von Kremsier. Rübelrap ist eine Hüne von Mann, aber in manchen Situationen erstaunlich feinfühlig. Selbst in kritischen Lagen steht er fest zu seinen Überzeugungen:

„...Keiner fragt dich, ob du geboren werden willst, keiner, ob du sterben willst - wenn deine Stunde gekommen ist, ist sie gekommen...“

Militzsch predigt in Prag von Sünde und Buße. Das passt nicht jeden. Trotzdem hören ihm die Massen zu. Er ist eine historische Figur.
Sehr gut wird beschrieben, wie es damals beim Brückenbau zuging. Auch Jans neue Ideen fließen in die Handlung ein.
Ein Personenregister, ein Glossar und ein Nachwort runden das Buch ab.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.