Liebe, Hass und eine wunderschöne Brücke

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miltonia 01 Avatar

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Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon über die Karlsbrücke gelaufen bin, aber muss zugeben, dass ich mir über die Zeit und den immensen Aufwand für den Bau nie Gedanken gemacht habe.

Und der wird in diesem Buch sehr anschaulich geschildert. Schon allein die Zeiträume innerhalb derer die Bauten damals, also nicht nur Brücken, sondern auch Kirchen und Paläste geplant und ausgeführt wurden, sind für uns unvorstellbar. In der Regel haben die Baumeister, die die Bauten begonnen haben, das Ende gar nicht erlebt und oft sind auch die Ursprungsideen sehr abgewandelt worden. Exakte Baupläne so wie heute gab es ja auch nicht.
Das ist in diesem Buch glücklicherweise anders, aber gehörige Rückschläge gab es auch. Immer wieder Hochwasser, die große Teile der Konstruktion wegreißen, Baugrundverhältnisse, die man nicht vorhersehen konnte und Probleme mit Material und Personal.

Aber auch der menschliche Faktor kommt in diesem Buch nicht zu kurz, der Baumeister Jan Otlin liebt eine sehr ungewöhnliche junge Frau, die von klein auf sehr viel Böses erlebt hat, sein Polier liebt wiederum eine Frau, die für ihn völlig unerreichbar ist und wird von dieser Leidenschaft und seinem großen Ehrgeiz, die Stelle des Brückenbaumeisters einnehmen zu können, förmlich zerfressen. Um Frau und Stellung zu erreichen, nutzt er alle Möglichkeiten und bedient sich auch einer geheimnisvollen Magierin, für die allerdings ihre eigenen Ziele immer Vorrang haben und dafür geht sie wortwörtlich über Leichen und opfert alle und jeden.

Das liest sich durchaus spannend, die mittelalterlichen Verhältnisse werden sehr anschaulich dargestellt und natürlich gibt es auch recht glückliche Wendungen, die es wohl in Realität nie gegeben haben dürfte. Aber das tut dem Buch keinen Abbruch.
Von mir hier gute 4 Sterne.