Tödliches Ränkespiel

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Der Baumeister Jan Otlin muss als Kind miterleben, wie die Judithbrücke über die Moldau in einer Gewitternacht zerstört wird. Dabei gerät seine Mutter in tödliche Gefahr. Um Gottes Beistand zu erhalten, schwört Otlin eine neue Brücke an der selben Stelle zu bauen.

Maria Magdalena hat als Kind ihre Mutter durch die Pest verloren und ist seitdem auf der Suche nach ihrem Vater und findet in Prag so etwas wie ein Zuhause.

Der Steinmetz Rudolph strebt nach höherem und glaubt, sein Können würde nicht genügend gewürdigt. Aufgrund einer Weissagung hofft er seinen Ehrgeiz in Prag befriedigen zu können.

1357 beschließt Kaiser Karl eine neue Brücke über die Moldau zu bauen und beruft Jan Otlin zum neuen Brückenbaumeister. Er ahnt nicht, dass er dadurch Ereignisse in Gang setzt, die an Niedertracht kaum zu überbieten sind. Im Zentrum stehen Otlin und Rudolph, der Jan seine neue Position neidet. Um Jans Stellung einzunehmen, ist ihm jedes Mittel recht, sei es ein Pakt mit dem Teufel oder die Hilfe der zwielichtigen Sterndeuterin Ricarda Scorpio.

Dieses Buch hat mich bis zur letzten Seite gefesselt und alle meine Gefühle angesprochen.

Der Autor entführt mich in die Zeit, in der die monumentale Bauwerke des Mittelalters entstehen, die wir noch heute mit Ehrfurcht bestaunen wie den Veitsdom in Prag. Im Laufe der Ereignisse lerne ich einiges über die Brückenbaukunst und war verblüfft, wie versiert damals schon gearbeitet wurde.

Jan Otlin war mir von Anfang an sympathisch. Er brennt für seine Arbeit und kümmert sich wenig um seine Umwelt. Dadurch wirkt er manchmal etwas weltfremd.

Sein Gegenspieler Rudolph ist von Ehrgeiz zerfressen und gibt immer den anderen die Schuld für sein Versagen. Um sein Ziel zu erreichen, schreckt er vor nichts zurück. Es gab Momente im Buch, da hatte ich trotzdem fast Mitleid mit ihm. Das hat sich aber schnell gelegt, weil er durch seine Schändlichkeit jedes Verständnis verspielt.

Maria Magdalena ist das perfekte Opfer - naiv, gutgläubig und schutzbedürftig.

Die schillerndste Figur für mich war die Sterndeuterin Ricarda, eine intelligente, selbstbewusste und erfolgreiche Frau, die ihren Vorteil zu nutzen weiß. Mir war lange nicht klar, ob ich sie zu den guten oder bösen zählen soll.

Der Autor erzählt die Geschichte eher bedächtig. Das war ganz nach meinem Geschmack , weil ich mich so gut in die Zeit einfinden konnte und viele historische Details eingearbeitet wurden, die ein lebendiges und farbenprächtiges Bild der damaligen Zeit zeichnen . Dabei ist die Handlung packend und hat mir ein Wechselbad der Gefühle beschert angefangen von atemloser Spannung und Neugierde über Schrecken, Abscheu, Wut bis hin zu Mitgefühl und Trauer. Für mich war der Roman pures Lesevergnügen !