Unterhaltsame Geschichtsstunde

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elke17 Avatar

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Ein historischer Roman, der im vierzehnten Jahrhundert angesiedelt ist, mit einem Steinmetz als Protagonisten, der die Vision hat, ein Bauwerk zu erschaffen, das die Ewigkeit überdauern wird…klingelt da etwas bei den Leser*innen historischer Romane? Auch wenn der Handlungsort ausnahmsweise nicht das mittelalterliche England ist, so ist mir beim Lesen des Klappentextes sofort Ken Follett in den Sinn gekommen, auch wenn Wolf Hector (ein Pseudonym des Autors Thomas Ziebula) als Hintergrund Prag und den Bau der Karlsbrücke gewählt hat.

Wenn man die Geschichte um die Entstehung eines real existierenden Bauwerks in den Mittelpunkt eines Romans stellt, bedarf das einer gründlichen Recherche. Und hier hat der Autor ohne Zweifel seine Hausaufgaben mehr als erledigt. Die Quellenlage ist, wie Hector im Nachwort vermerkt, mehr als dürftig, was dem Roman allerdings nicht zum Nachteil gereicht, ganz im Gegenteil, denn so bleibt wesentlich mehr Spielraum für die künstlerische Freiheit, speziell was die Persönlichkeiten der Handlungsträger und deren Umfeld angeht.

In historischen Romanen, die für die breite Masse angelegt sind, lassen sich Klischees leider in den meisten Fällen nicht vermeiden, was allerdings der Lesbarkeit zu Gute kommt. So kommt auch hier der Baumeister aus einfachen Verhältnissen, hat sowohl Gönner als auch Rivalen, muss Rückschläge überwinden und sich zahlreicher Intrigen erwehren. Glücklicherweise verzettelt sich der Autor nicht, driftet nicht in nichtssagende Banalitäten ab, sondern bemüht sich um eine realistische Darstellung der damaligen Lebensumstände.

Dem Vergleich mit Follett hält Hectors „Die Brücke der Ewigkeit“ ohne Zweifel stand, und wer sich für die Geschichte historischer Bauwerke und deren Entstehung interessiert, kann hier unbesorgt zugreifen.