Vielschichtige Erzählung

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elchi130 Avatar

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Kaiser Karl IV möchte sich in Prag eine Brücke für die Ewigkeit bauen lassen. Bei der Ausschreibung gewinnt Jan Otlin vor seinem Kontrahenten Rudolph von Straßburg. Er darf seinen Entwurf umsetzen und wird zum Baumeister für die Brücke ernannt., Rudolph neidet ihm dies und sinnt auf Rache. Er will Otlin auf jeden Fall ausschalten, damit er das Amt übernehmen kann.

Ich habe ein wenig gebraucht, um in dem Buch „Die Brücke der Ewigkeit“ von Wolf Hector anzukommen. Zu Beginn hatte ich keine Vorstellung darüber, wohin mich diese Geschichte führen möchte. Das lag unter anderem daran, dass es sehr lange gedauert hat, bis ich ein Gespür für die Figuren entwickelt hatte. Mir haben Schilderungen der Emotionen der Personen gefehlt. Lediglich die Gedanken und das Gefühlsleben von Rudolph von Straßburg wurden sehr deutlich beschrieben. Bei den anderen Personen dauerte es mitunter lange, bis ich ihren Platz in der Erzählung zuordnen konnte. Was auch daran lag, dass seine Figuren nie nur gut oder böse sind, sondern von allem etwas.

Begeistert bin ich von dem verschachtelten Aufbau der Intrigen und Komplotte. Der Autor wählt stets das rechte Maß, um seine Figuren in Bedrängnis zu bringen. Zu keiner Zeit habe ich den Eindruck, dass ich es in dem Buch mit dem übermächtigen Bösen zu tun habe, gegen das nichts und niemand ankommt. Zudem mag ich es, wie die Ereignisse ineinandergreifen, sodass beim Lesen oft nicht klar ist, ob hier ein Plan oder der Zufall die Feder führt.

Sehr gut finde ich, dass die Figuren nie nur eindimensional, nie nur schwarz oder weiß sind. Jede Figur hat ihre guten Seiten und ihre Abgründe. Das sorgt dafür, dass ich mir die Personen so oder so ähnlich im Prag des 14. Jahrhunderts vorstellen kann. Auch die Lebensumstände sind gut geschildert. Zudem ist sehr gut herausgearbeitet, dass für die verschiedenen Gesellschaftsschichten unterschiedliche Rechte und Regeln gelten.

Fazit: Wolf Hector ist ein Autor, der es versteht, eine vielschichtige Geschichte spannend zu erzählen. Lediglich das Gefühlsleben ist mir manchmal zu kurz gekommen.