Enttäuschend
Vom schönen Cover des Romans „Die Bucht“ und dem für mich sehr atmosphärischen Vorgänger „Das Waldhaus“ geblendet, war für mich klar, dass ich auch dieses Buch lesen muss. Ich hatte mich schon als Lizz-Webb-Fan gesehen. Doch dieses Mal bin ich enttäuscht – sehr. Nancy und ihr Mann Calder ziehen auf eine kleine schottische Schieferinsel – einsam, unter 100 Einwohner. Sie planen einen Neuanfang auf der Insel, die Calder mit 16 fluchtartig verlassen hat. Warum? Nancy kennt das Eiland von einem einzigen Besuch im Sommer bei Calders Mutter Isla, die inzwischen tot ist und ihnen ihr Cottage vermacht hat. Sie gibt ihren stressigen Job als Radio-Producerin auf und will sich nun als Lektorin für Drehbücher versuchen, Calder macht seine eigene Baufirma oben in der schottischen Einsamkeit auf. Sie kann nicht Auto fahren, ist damit auf der Insel komplett von ihm abhängig und hat ein schlechtes Gewissen wegen eines Seitensprungs. Schon am Anfang ist klar, das kann nicht funktionieren. Dazu kommt die seltsame Gemeinschaft auf der Insel, die haarsträubenden Gottesdienste, die Düsternis des schottischen Winters. Sehr konstruiert und von Anfang an anstrengend. Was Nancy antreibt, ist mir das ganze Buch über nicht klar. Und auch Calder verhält sich unlogisch…. Die Idee, dass er ein anderer ist, nachdem er lange im kalten Wasser der See lag und wiederbelebt werden musste, war gut. Auch die Infos, dass man Menschen ins Leben zurückholen kann, wenn sie stark unterkühlt sind und ihr Herz mehrere Stunden nicht geschlagen hat. Durchaus spannend! Aber Lizz Webb vergeigt es und nimmt seltsame schriftstellerische Pfade. Dabei hätte das Setting das Zeug zu einem ordentlichen Schauerroman gehabt, in Verbindung mit der seltsamen Gemeinde, die vehement für Calders Wiedereintritt ins Leben betet. Da war einiges an Potenzial, das nicht genutzt wurde. Ab dem letzten Drittel des Romans wird es ziemlich vorhersehbar, denn der Böse ist am Ende jemand anders als es scheint. Schade! Für mich kein gutes Buch. Ich versteh es nicht. „Das Waldhaus“ war so gut.