Atmosphärisch geheimnisvolle, dichte Geschichte über Bücherliebe und menschliche Verstrickungen

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„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ von Kai Meyer hat mich bereits auf den ersten Blick angesprochen. Das Cover ist sehr attraktiv und ästhetisch gestaltet und passt für mich gut zum Roman, der mich sehr begeistert hat. Dabei ist es schwierig ihn einem Genre zuzuordnen, denn für mich hat er viel von einem Abenteuerroman, aber auch von einem Rätselkrimi und von einer Familiengeschichte und ist auf jeden Fall ein Bücher-Buch.

Der Text spielt auf unterschiedlichen Zeitebenen und lässt den Leser so an verschiedenen Epochen zweier Familien und Einzelpersonen teilnehmen. Im Mittelpunkt aller Ereignisse stehen neben den Menschen vor allem Bücher, denn alle Protagonisten sind deren Zauber verfallen und arbeiten zum Teil auch mit diesen. Ein wichtiger Schauplatz der Geschichte ist die Bücherstadt Leipzig, in der eine junge Frau den Buchbinder Jakob Steinfeld bittet ihr Manuskript zu binden, kurz darauf aber spurlos verschwindet. Dieses Ereignis setzt viele Zusammenhänge in Gang, die sich im Laufe der Geschichte verweben…

Mehr sei nicht verraten, aber mir hat es viel Freude bereitet die unterschiedlichen Charaktere kennen zu lernen und mit ihnen auf die Suche nach Antworten zu gehen. Viele Fragen werden in diesem Text aufgeworfen und es ist wirklich spannend die Klärung dieser zu verfolgen.

Ich habe bereits die „Seiten der Welt“- Romane vom Autor gelesen und bin auch diesmal wieder sehr begeistert vom Erzähltalent des Autors. Er schafft es mich in die Geschichte hineinzuziehen und zu erreichen, dass ich atemlos weiter lese, um zu erfahren, wie es den Protagonisten ergeht. Es gibt eine solche Fülle an Themen und auch geschichtlich interessanter Einordnung innerhalb Deutschlands im Buch, dass ich auch nach der Lektüre noch über einige Punkte mehrfach nachgedacht habe und zum Beispiel auch gerne mehr über das grafische Viertel in Leipzig herausfinden würde.

Die Stimmung im Roman ist ziemlich düster und oft bedrohlich, es lauern Schatten und Schergen, aber auch helle Glücksmomente kommen immer wieder vor und versorgen die Geschichte mit den nötigen Atempausen. Da ich auch begeisterte Leserin der Romane von Carlos Ruiz Zafon bin, muss ich gestehen, das mich „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ in seiner geheimnisvollen Atmosphäre und der allumfassenden Bücherliebe stark an dessen Barcelona-Romane erinnert – was ich durchaus als großes Kompliment meine!

Auch der Schreibstil Kai Meyers gefällt mir, denn er ist flüssig und angenehm zu lesen, leicht, aber keineswegs langweilig oder fade, sondern er schafft es eine Sprache zu nutzen, die der Geschichte und ihren Emotionen gerecht wird.

Dieses Buch möchte ich all jenen LeserInnen wärmstens ans Herz legen, die Freude an spannenden Geschichten über Bücherliebe haben und es zu schätzen wissen, wenn Vielfalt die Genreeinordnung überflüssig macht – ich liebe dieses Buch sehr und hoffe, dass es noch viele andere Menschen mit seinem literarisch geheimnisvollen Charme überzeugen kann!