Eine schaurig-düster-schöne Geschichte über die Liebe zu Büchern in der Zeit des Nationalsozialismus und später

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"Beim Anblick alter Bücher neige ich dazu, jeden Gedanken an angemessene Vergütungen und gesicherten Lebensunterhalt zu vergessen." (S.17)

Diese Bücherliebe durchdringt das neue Werk von Kai Meyer und es sind vor allem die Sprachgewandtheit und die Bilder, die mich gefangen nahmen. Viele Textstellen habe ich markiert, weil sie so schaurig-düster-schön klingen und mir das Gefühl gaben selbst in Leipzig zu sein und die Nacht so zu sehen, wie der Buchbinder Jakob Steinfeld im Jahre 1933.

Das Buch spielt in drei Zeitlinien: wir lernen Jakob Steinfeld zur Zeit von Hitlers Machtergreifung kennen und sind Zeuge, wie das Böse in Deutschland um sich greift. Dann 10 Jahre später. Luftangriffe, Krieg, Feuer und Flucht. Und 1971 im geteiltem Deutschland. Sehr spannend sind auch die Nebenhandlungen, die dem Leser weitere geschichtliche Hintergründe zeigen.

Hauptprotagonist ist wohl Robert, der sich 1971 auf eine Entdeckungsfahrt zu seinen Wurzeln begibt um endlich zu erfahren, wer er eigentlich ist und von wem er abstammt. Das ist sehr spannend und zum Teil wirklich erschütternd. Ich persönlich habe mich jedoch mehr verbunden gefühlt mit Jakob und Gregori, gern würde ich mehr Zeit in ihrer Buchbinderwerkstatt verbringen. Und auch Juli hätte ich gern näher kennengelernt. Diese drei sind ganz besondere Menschen.

Ich kenne von Kai Meyer bisher manche seiner fantastischen Bücher und war sehr neugierig auf dieses. Es ist ein Buch für den erwachsenen Leser mit viel deutscher Geschichte und ist somit etwas anspruchsvoller.  Buchliebhaber, Sammler, Leser und historisch Interessierte sollten es sich unbedingt anschauen.