Geheimnisse von Menschen und Büchern

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Kai Meyers neuer Roman “Die Bücher, der Junge und die Nacht“ umfasst den Zeitraum von 1933 über 1943/44 und 1971 mit einem Ausblick auf das Jahr 1990. Im Jahr 1943 wird die Bücherstadt Leipzig durch Bombenangriffe zerstört. Ein 10jähriger Junge namens Robert Steinfeld hat sein ganzes Leben in einem fensterlosen Zimmer umgeben von Büchern verbracht. Ein Unbekannter namens Mercurio befreit ihn buchstäblich in letzter Minute aus den Flammen und bittet ihn, ein bestimmtes Buch aus der Bibliothek zu holen. Einige Monate kümmert sich der Bücherdieb Mercurio um ihn, reist im Land umher und ist immer zur Stelle, wenn wieder eine Stadt bombardiert wird. Der Junge holt dann in seinem Auftrag wertvolle Bücher aus den zerstörten Häusern. Robert hat seinen Vater nie kennengerlernt. Jakob Steinfeld war ein bekannter Buchbinder in Leipzig, der in der Bombennacht umkam. 10 Jahre zuvor hatte er sich in die junge Juli verliebt, die ein Manuskript mit dem Titel “Das Alphabet des Schlafs“ von ihm binden lassen wollte. Jakob und Juli kamen sich näher, bevor Juli spurlos verschwand. Im Jahr 1971 bittet die Bibliothekarin Marie Robert Steinfeld, ihr zu helfen, die Bibliothek des berühmten Verlegers Pallandt aufzulösen. Dabei stößt er auf Spuren seiner Vergangenheit. Robert und Marie gehen zahlreichen Hinweisen nach und treffen Überlebende. Auf diese Weise erhält Robert Informationen zu seiner Identität und kann das Schicksal seiner Eltern aufklären.
Der Roman ist eine Mischung aus Zeit- und Familiengeschichte und liest sich gut. Der Autor fängt die Atmosphäre der Nazizeit ein und liefert anschauliche Schilderungen einer schlimmen Epoche der deutschen Geschichte. Außerdem gibt es zahlreiche Passagen über Sekten und Geheimbünde, Reinkarnationstheorien und allerlei dubiose Praktiken. Insgesamt sehr empfehlenswert.