Eine sehr berührende und warmherzige Geschichte

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teddybaer Avatar

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Anja Schönfelder lange habe ich mich nun auf ein neues Buch von „Carsten Henn“ gefreut, denn ich liebe seine Geschichten und auch seinen grandiosen Schreibstil.

Hier in diesem gefühlvollen Roman habe ich die fast 40-jährige Kati Waldstein kennengelernt, sie ist von ihrem Mann Achim, mit dem sie zwölf Jahre verheiratet war, geschieden und nun, nachdem auch noch ihre Mutter verstorben ist, auf die sie nämlich seit dem Tod ihres Vaters, immer Rücksicht genommen hat und die sie nicht alleine lassen wollte, will Kati endlich Abschied nehmen von ihrer Vergangenheit und auch von ihrem Leben dort vor Ort. Sie will für sich herausfinden, wer sie ist und was sie eigentlich will.
Katis ganzes Leben war von der Mutter gesteuert worden, obwohl sie es eigentlich selbst nie so richtig bemerkt hat, doch nun wird ihr klar, wie dumm und blind sie all die Jahre gewesen sein musste.
Doch dazu möchte ich hier an dieser Stelle nicht mehr verraten, um niemandem etwas vorwegzunehmen.
Jedenfalls will Kati bevor sie geht, noch unbedingt Abschiedsbriefe an die Menschen verfassen, die sie in ihrem Leben bis zu diesem Zeitpunkt geprägt haben. 37 Briefe will sie von Hand schreiben, auf Butterbrotpapier, das einst ihr Vater in einer großen hölzernen Kiste über Jahrzehnte für sie gesammelt und aufbewahrt hat. Allerdings bedeutet ein Brief zu schreiben natürlich auch, dass man dafür Zeit investieren muss und es auch mühsam ist, sich Gedanken zu machen, um die richtigen Worte für die betreffende Person zu finden. Doch Kati war es das alles wert.
Ihre Briefe enthalten allerdings nicht immer nur schöne Worte, nein das nicht, aber es gibt natürlich auch welche an besondere Menschen, denen sie etwas zu verdanken hat.
Bei manchen Leuten wirft Kati dann ihren Brief einfach in den Briefkasten, aber es gibt da auch Briefe, die will sie unbedingt selber vorlesen.

Katis großer Wunsch war es schon immer gewesen, eine Friseurlehre zu absolvieren, doch dazu ist es nicht gekommen, denn sie arbeitet stattdessen heute im Einwohnermeldeamt und füllt dort für andere Menschen Formulare aus, was sie so gar nicht erfüllt.
In ihrer Freizeit jedoch, schneidet sie auf dem Wochenmarkt in der Stadt, auf dem Münsterplatz, kostenlos Obdachlosen die Haare und bei denen ist sie sehr beliebt und ihr macht es großen Spaß.

Eines Tages dann trifft sie dort auf Severin, einen Mann, der nicht spricht und der ihr auch nie von dem Unglück, das ihn auf die Straße geführt hat, erzählt. In seinen Plastiktüten hat er sein ganzes Hab und Gut und stets hat er ein Buch bei sich.
Kati erzählt ihm dann von ihren Onkel Martin, der eigentlich Museumsdirektor ist, denn er betreibt ein Arktismuseum und er nennt sein Reich „Svenssons Polarwelt“ obwohl er nicht Svensson, sondern Waldstein heißt.
Kati liebt ihren Onkel und sie war auch eher bei ihm, dem Bruder seines Vaters aufgewachsen, als bei ihren Eltern.
Auch ich habe während des Lesens diesen Onkel Martin total in mein Herz geschlossen, ich habe ihn förmlich vor meinen Augen gesehen, mit seinem Norwegerpullover, den er auch im Hochsommer trägt und seine zwei lebendigen Ausstellungsstücke, nämlich Harald Schönhaar, den alten Elch und Bettina, das Renntier, die fand ich großartig und es war einfach herrlich von den beiden zu lesen und sie haben auch richtig gut in diesen Roman gepasst.

Ach, am liebsten würde ich hier die ganze Geschichte erzählen, denn dieses Buch war für mich ein besonderes Lesehighlight, es hat mir ein gutes Gefühl vermittelt und mich auch zum Nachdenken angeregt. Es wird nun in meinem Bücherregal einen ganz besonderen Platz bekommen und ich werde die Protagonisten so schnell nicht vergessen.

Ein Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte und das ich unbedingt weiterempfehlen möchte!

Auch nochmal ein Dankeschön an den Piper Verlag für das Rezensionsexemplar, dass ich bei Vorablesen gewonnen habe.