Die Cannabis GmbH

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Ein Cannabis-Produzent, der sich als mittelständischer Unternehmer sieht und seinen Job genauso beschreibt. Da liest man von Absatzmärkten, Kundenbetreuung, ökologischer Ausrichtung, Qualitätsmanagement und eigentlich allem, was einen legalen Produktionsbetrieb auch beschäftigen würde. Klasse gemacht mit viel Wortwitz und Humor! Alle großen und kleinen Probleme, die so auftauchen können (Stromausfall, Rückzug des Hauptabnehmers, Expansion und die damit verbundenen Schwierigkeiten) kommen vor. Dazu ist das Ganze fast schon ein Lehrbuch der Cannabis-Gärtnerei und Lieschen Müller lernt jede Menge über Cannabisanbau. Welche Sorte hat welche Eigenschaften? Wie sind die Pflanzen zu pflegen (so richtig im Detail)? Wie und wann kann geerntet werden? Wie ist zu wässern und zu düngen? Über sowas habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Auch die Transport- und Absatzwege werden beleuchtet, so dass man sich teilweise vorkommt, als habe man ein Sachbuch in Händen. Man hat als Leser fast das Gefühl, das Business jeden Moment übernehmen zu können. Doch zum Glück sind da noch Madame und der Rest. Die Figuren sind total schön gezeichnet, man fühlt sich mittendrin, sie wachsen dem Leser (auch dem Nicht-Cannabis-Konsumenten) richtig ans Herz, es tut einem regelrecht Leid, wenn sie …. na gut, ich will nicht zu viel verraten. Insgesamt liest sich das Buch zum Teil eher wie eine Ansammlung von Kurzgeschichten als wie ein Roman, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Das kommt aber manchmal so ein bisschen, wenn der Autor versucht, seine Botschaft rüberzubringen und ein Plädoyer für die Cannabis-Legalisierung zu halten. Natürlich hat jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung und er lässt seine Protagonisten für sich sprechen. Wäre auch nicht weiter schlimm, aber er übertreibt. Wenn er sich mit seinem Lieblingsthema beschäftigt, kommt er ins dogmatisieren und verliert den angenehm leichten Plauderton des restlichen Buches. Er wird regelrecht zum Prediger, man möchte schreien: „ Ja, ist ja gut, wir haben es kapiert!“. Der Fluss der Erzählung wird hierdurch gehemmt, es passt irgendwie nicht. Weniger wäre in der Beziehung mehr gewesen. Insgesamt ist das Buch aber trotzdem sehr zu empfehlen.